
Samstag, 27. Juli von Île de Noirmoutier nach Les Sables-d’Olonne
Ich kaufe uns noch schnell ein paar Dosen Fisch in der ‚Conserverie L’Île d’Yeu’. Für meine Mama erstehe ich ein Gläschen Hommard au Cognac, sie hat es so bedauert, nicht bei unserem Hummeressen in La Turballe mit dabei gewesen zu sein. Jetzt habe ich ein schönes Mitbringsel.
Wir setzen die Segel und Marcus hängt auch schon die Angel raus. Wir sind hochmotiviert Fische zu fangen. Es zieht sofort heftig an der Angel, die Schnur läuft aber komplett durch die Angelrolle…Mist, nicht richtig arretiert. Beim zweiten Mal biegt sich die Angel bedrohlich durch und Marcus macht vielleicht den Fehler zu schnell und zu stark daran zu ziehen. Der Fisch muss richtig groß gewesen sein, er beißt die Schnur einfach durch. Oh, so eine Enttäuschung und unser guter Köder ist weg. Der Wind wird stärker, Flores nimmt Fahrt auf und wir müssen die Angel einholen, der Köder hüpft nur noch über das Wasser, da wird kein Fisch hinterherspringen.
Ankunft in Les Sables d’Olonne gegen 17 Uhr. Marcus träumt vom stürmischen Empfang und hat schon die Leuchtraketen in der Hand, bei der Einfahrt in den Kanal, der zum Hafenbecken Quai Garnier führt, dem Stadthafen. Wir sind aber nicht Teilnehmer der „10. Vendée Globe“, die am 10. November hier startet. Als einziger deutscher Segler wird Boris Hermann mit dabei sein. (Leider lagen, zu Marcus Enttäuschung, nur sehr wenige IMOCA Racing Boote im Hafen).
Der Platz am Rand von Steg ‚H‘ im Stadthafen Quai Garnier ist perfekt. Das Hafenbecken teilt man sich mit anderen Yachten und den Fischerbooten, es ist sehr lebendig zumal oberhalb der Kaimauer viele Restaurants mit Aussenterrassen an der Hafenmole liegen. Samstagabend sind fast alle Plätze der Restaurants belegt, wir entdecken ein nettes Restaurant und reservieren für den nächsten Abend. An Bord gibt es Mitgebrachtes von dem guten Fisch Traiteur aus Joinville, von der Île Noirmoutier: Thunfisch in weißer Soße und Kartoffelbrei mit Räucherfisch, dazu Reste des grünen Salats.
Sonntag, 28 Juli, Les Sables-d’Olonne
Es ist ein richtiger Sommertag mit 30,5 Grad im Boot. Vom Hafen Garnier durch die Altstadt auf die andere Seite zum Strand sind es nur ein paar hundert Meter. Der Weg führt durch kleine verwinkelte Gassen, zwischen alten, weißen Häusern hindurch an dessen Fassaden ab und an Trompetenblumen wachsen oder einzelne Stockrosen stehen. Mit Yogamatten und Schwimmzeug ausgestattet gehören wir gegen 8.30 Uhr zu den ersten am Strand. Ein riesig langer Sandstrand mit unendlicher Skyline von Hochhäusern, der zweitgrößte Badeort von Frankreich. Seit 1866 ist die Stadt mit der Bahnstrecke Les Sables d’Olonne – Tours an das Bahnnetz angeschlossen. Aus dieser Zeit stammen noch einige schöne alte Häuser mit Türmchen und Verzierungen, die leider zwischen den Bausünden der neueren Zeit verschwinden.
Mit der kleinen Fähre geht es am späteren Vormittag auf die andere Seite des Hafens in den Stadtteil La Chaume. Hier gibt es keine Hochhäuser und das Leben wirkt weniger touristisch, auch wenn am Quai viele Eiscafes und kleine Restaurants sind. Auf den Weg Richtung Markt, hören wir Musik und folgen den Klängen auf die Rückseite der Markthalle. Im ‚Poisson à Roulettes’ ist die Hölle los. Im Schatten der Halle stehen Tische und Stühle, eine Live Band mit riesigen Musikboxen beschallt die Gäste. Es gibt Austern, Sekt oder Weißwein. Der Rum mit Cola, steigt unserem netten Nachbarn in den Kopf und er wird immer redseliger und freundlicher. Es ist kaum ein Platz/Bier zu ergattern, wir beobachten das schöne Treiben von einer kleinen Bank aus vor der Bar. Wein und Musik beschwingt und so tanzen ein paar Frauen ausgelassen auf der Strasse. Später gehen wir gemeinsam noch eine Runde schwimmen am Strand der französischen ‚Copacobana‘.
Für abends ist ein Tisch im ‚La Coteiade – Le Restaurant de la Mer’ reserviert, wir bekommen einen schönen Platz auf der Terrasse. Die Sonne scheint immer noch sehr warm in meinen Rücken, ein herrlicher Sommerabend. Das Essen ist vorzüglich. Wir teilen uns ein Cassoulet von gemischten Muscheln und eine Scheibe Fois Gras als Vorspeise. Als Hauptgang gibt es gemischten gebratenen Fisch: Bras, Thunfisch und Gambas und Schwanz von Lotte in Hummersoße. Der Nachtisch, Millefeuille und alter Conté runden das gute Essen ab. Da wir meistens selbstgekocht haben, ist es eine willkommene Abwechslung bekocht und bedient zu werden.
Montag, 29. Juli, Les Sables d’Olonne – La Rochelle
Vor dem Ablegen gibt es noch einen kurzen Besuch von Sharon und Thorsten von der SY Diva. Marcus hatte sie schon mal getroffen und wir tauschen uns noch kurz über unsere Segelpläne aus. Diesen Austausch zu haben tut gut, um zu sehen welche Etappen andere Segler angehen, welche Häfen beliebt sind und was andere für Erfahrungen gesammelt haben. Die Vorraussetzungen für lange Segeltörns sind bei den meisten Paaren sehr ähnlich. Entweder sind beide schon in Rente oder machen ein Sabbatjahr / Halbjahr. Manche Segelpaare leben komplett auf ihren Booten und haben Zuhause alles verkauft. Zeit brauchen alle, die per Boot reisen und nicht nur das Boot überführen wollen. Die Reisen gehen Richtung Süden, ins Mittelmeer mit viel Zeit für Entdeckungen. Manchmal ist der Plan auch im November, Dezember von den Kanarischen Inseln weiter über den Atlantik in die Karibik zu segeln. Diesen Plan verfolgen wir nicht, vorerst gibt es in Europa noch unglaublich viel zu entdecken.
Die Überfahrt nach La Rochelle läuft zuerst mit sanften, schönem Wind und immer höher steigenden Temperaturen, bis der Wind einschläft und wir etwas motoren müssen. Griechenlandsegeln, im Bikini.
Der Port de Plaisance La Rochelle, Port des Minimes, ist ein Megahafen, die grösste französische Sportmarina mit über 5.000 Liegeplätzen. Nach den Formalitäten am Steg ‚Accueil‘ im Hafenbecken, bekommen wir einen ruhigen Platz an Steg 6, Platz 42 zugewiesen. Perfekt, kurzer Weg zum Strand und Waschsalon, weit bis zu den Toiletten in der Capitainerie. Das neue Waschgebäude, direkt neben unserem Eingang ist leider noch nicht fertig. Es ist super warm und der Schweiß läuft in Strömen, bis an Bord alles fest gemacht ist. Im milchigen Abendlicht gehen wir noch schwimmen am kleinen Strand. Das Wasser schillert wie Öl, der Blick geht über Bojen, Hafeneinfahrtszeichen und Boote am Horizont. Magisch schön, auch wenn die Häuser im Hintergrund schon Großstädtisch sind.
Donnerstag, 1. August, La Rochelle (Heimreise nach Düsseldorf)
Es geht nach Hause! Das Boot liegt aufgeräumt und gut gesichert im Hafen, die Hafenmeister fahren jeden Tag Patrouille und wir müssen darauf vertrauen, das alles gut geht. Mein kleiner Garten steht an Deck in der Spülschüssel gefüllt mit Wasser, als Vorrat für die nächsten Tage. Mit etwas Regen zwischendurch sollten die Pflanzen in drei Wochen noch am Leben sein. Die letzten zwei Tage haben wir gewaschen, geputzt und Ausflüge mit dem Rad in die Stadt gemacht. La Rochelle gefällt uns richtig gut, auch wenn es saisonbedingt sehr voll war. Die Stadt ist so hell und klar, herrschaftliche Häuser, Arkaden unter denen man flanieren kann, der wunderschöne alte Hafen mit seinen imposanten Türmen und die kleine, feine Markthalle. Täglich gibt es hier frischen Fisch, selbstverständlich frische Austern und Gemüse, Obst und Käse. Mittwoch und Samstag gibt es auch noch Markt rund um die Halle mit Ständen bis in die umliegenden Strassen.
Ein Bus bringt uns vom Hafen zum Bahnhof und von dort mit dem Zug bis Paris. Von der momentan stattfindenden Olympiade bekommen wir nicht viel mit ausser vollen Bahnsteigen und Plakaten. Mit ausreichend Zeit bis zur Abfahrt des Eurostars im Gare du Nord, gehen wir Mittagessen im Restaurant ‚Chez Casimir’, 6 Rue de Belzunce, 75010 Paris, 5 Minuten vom Gare du Nord entfernt. Es ist zu heiß zum draussen sitzen!!! Aber Essen geht bei uns immer. Dann mache ich allerdings einen großen Fehler und lasse mich anschließend in einem Strassencafé, mit herrlichen Blick auf die Eglise St.Vicent-de Paul, zu einem kleinen Glas kalten Weisswein verleiten. Trinken doch alle hier! Oje, 35 Grad im Schatten sind nichts für ungeübte Trinker! Der Schlaf im Eurostar rettet mich ein klein wenig. Und dann sind wir wieder Zuhause in unserem schönen Gerresheim und ich inspiziere direkt meinen Garten, um zu schauen wie er meine Abwesenheit überstanden hat.
Danke, liebe Cornelia, danke liebe Nachbarn, ohne euch würde es mir schwerer fallen den Garten so lange allein zu lassen.
Montag, 19. August, Rückfahrt nach La Rochelle
geht geht schon früh unser Zug von Düsseldorf über Köln und Paris nach La Rochelle zurück. Bei unserer Ankunft in Paris treffen wir Freunde von Freunden, Sonja und Bernd. Es bleibt Zeit für ein gemeinsames Mittagessen, wieder im Restaurant ‚Chez Casimir’. Sonja und Bernd radeln mit ihren Klapprädern zum Gare Saint Lazare, wir nehmen den Zug vom Gare Montparnasse. Der Bahnhof ist wieder so unglaublich rappelvoll, der TGV hat doppelte Länge und eine zweite Etage, aber alles geht pünktlich los und wir kommen nach Zeitplan in La Rochelle an. Unsere FLORES liegt noch an Ort und Stelle und fast alle Pflanzen haben die Zeit ohne uns gut überstanden.
Es ist unser 29. Hochzeitstag und wir lassen den Abend am Strand mit Moules-Frites, Lachsterrine und zwei Bierchen bei Sonnenuntergang ausklingen.
Der Dienstag startet mit Gymnastik am Steg und Swim im Meer, dann radel ich zum shoppen ins Zentrum und finde eine lange, schwarze Hose. Nichts im solde d’été. Marcus richtet unseren Netgear Router für das WiFi an Bord ein und repariert das kaputte Türschloss zum Bad. Am Nachmittag wird mit den Fahrrädern im großen Carrefour eingekauft.
Mittwoch, 21. August, La Rochelle
Gymnastik am Steg. Wir machen uns erst gegen Mittag auf den Weg zum Markt in die Stadt. Wir haben Lust auf den Perigord Teller, den es bei’ Chez Marie’ direkt an der Markthalle gibt. Empfehlung von Peter, (Freund und Mitsegler der Etappe Amsterdam – Cherbourg) der letzte Woche auch die FLORES kurz als Unterkunft auf seiner Grand Randonee quer durch Frankreich genutzt hat.
Endlich gibt es wieder köstliche Tomaten. Etwas zermatschte für 1,50 Euro das Kilo und für die Coeur de Boeuf, süß und saftig, 3,95 das Kilo. Tomatensoße steht jetzt im Kühlschrank und wartet auf ihre Verwendung. Telefonieren, planen, stricken, plötzlich ist es schon fast 20.00 Uhr bis wir zum Schwimmen gehen. Wir sind durchgekühlt vom kalten Wind, das Wasser ist herrlich. Zum Aufwärmen brauchen wir zwei Kannen heißen Tee.
Donnerstag, 22. August, La Rochelle
Wieder ein schöner Sonnenaufgang, mit dem morgendlichen heißem Wasser und einem Spritzer Zitrone, eingekuschelt in meine Decke an Deck.
Wir haben unser heiß geliebtes Weitwinkelobjektiv in Düsseldorf vergessen, aber der Plan ist, dass unsere Bootsnachbarn von der SY ESCAPE, deren Boot wir am Steg neben uns entdeckt haben, das Objektiv mitbringen. Über die „Lossegler Gruppe“ bei Trans-Ocean haben wir Birgit und Jörg kontaktiert und konnten organisieren das unser Objektiv nach Leverkusen zu den Beiden kommt und von ihnen mitgebracht wird. Wir haben keine große Eile, genießen La Rochelle, machen Büroarbeit und warten auf das Objektiv und unsere neuen Segelfreunde.
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