Samstag,14. September, Getxo (Bilbao) – Santander

Claudia und Greg gehen von Bord. Wir nehmen sie noch einmal mit quer durch den Hafen bis zur Tankstelle, dann verlassen sie uns. Wir werden es im nächsten Jahr üben mit Greg zu Segeln. Er hat bestimmt viel Spaß daran, doch wir müssen es ganz, ganz langsam anfangen, um ihn an das Geschaukel zu gewöhnen, damit ihm nicht wieder übel wird.

Dafür nehmen wir Holger an Bord. Er hat Lust uns bis Santander zu begleiten, es gibt eine Busverbindung zurück nach Bilbao. Die Sonne scheint, noch ist es sehr frisch, ich habe die Segelhose an. Unter Motor fahren wir aus der großen mit Industrie und Cruiseterminal umbauten Hafenbucht heraus und ab 11.00 Uhr setzten wir das Großsegel und die Fock. Bei 15 Knoten Wind kommen wir ganz gut voran. Die Wellen werden höher und der Wind nimmt zu bis auf 25/28 Knoten. Das ist körperlich schon anstrengend. Klar, dass Lesen, Schreiben und Stricken nicht mehr geht. Allein das Gleichgewicht zu halten beansprucht die Muskulatur. Auch für Holger ist es ungewohnt und er mag gar nicht von der grandiosen Tortilla probieren, die Nagore uns am Abend vorher noch gebacken hat und die Holger mit an Bord brachte. Zum Glück von Marcus und mir, denn ich hatte nicht vorgekocht und wir sind ja immer hungrig. Geplant war vor Santander zu ankern, da der Gasthafen tief in der Bucht, an Santander vorbei, nahe am Flughafen liegt. Doch ans Ankern war gar nicht zu denken, wir hatten Mühe unser Großsegel zu bergen. Marcus hatte die gute Idee in den Windschatten der kleinen Isla de Santa Marina zu gehen, wo deutlich weniger Wellen waren und wir das Segel einholen konnten. Es war spektakulär an Santander vorbeizufahren. Auch wenn es unter Motor war. Auf der einen Seite die Stadt mit den beigen und weißen Häusern mit roten Dächern, dazwischen alte, mondäne schloßartige Gebäude und moderne Neubauten endlos aneinander gereiht entlang der Promenade. Auf der anderen Seite Strand, grüne Wiesen, Hügel mit Baumreihen und im Hintergrund, grau und dunstig, die Picos Europas. Das ist kaum zu toppen. 

Holger ist leider schnell weg und bestellt sein Taxi zum Bahnhof. Hätten wir gewusst wie weit es bis zur Bushaltestelle ist, wären wir direkt mitgefahren. Man läuft erst um das Hafenende und dann um das ganze Ende der Fluglandebahn. Wir fahren 20 Minuten mit dem Bus und sind im Zentrum. Der Wind pustet immer noch stark und hat erst nachgelassen als wir Abends aus dem Restaurant kommen. Natürlich waren wir mit einem anderen deutschen Pärchen die ersten Gäste im Restaurant. (Bodega Cigaleña) Die ganze Stadt brummt, es ist Samstagabend. Alle Kneipen und Bars sind voll, die Gäste quillen auf die Bürgersteige und Plätze. Wir entdecken noch viele gute Bars, aber unsere letzte Busverbindung ist um 22.30 Uhr. 

Zum Entspannen gibt es für mich noch eine Folge der Serie: „El Hiero“ Ein Tipp von Claudia, den ich gerade auf ARTE screanen kann. Zusammen mit einem Gratis Abo von 14 Tagen für Duolingo versuche ich ein paar Wörter Spanisch zu lernen.

Ausgedehntes Frühstück und vorher eine gute Morgengymnastik. Telefonanrufe nach Hause und Wäsche waschen. Schade, dass wir zwei Nächte in diesem Hafen gebucht haben. Weit weg vom Zentrum, schlechte Anbindung mit Öffis, alte und schlechte Sanitäranlagen und mit 74,- Euro der teuerste Hafen in diesem Jahr. Keine Empfehlung, aber auch nicht viele Alternativen.

Montag, 16. September, Santander – Lastres

Heute Morgen um 6 Uhr in Santander im Hafen losgefahren. Es ist noch stockdunkel und wir haben Schwierigkeiten, die grünen und roten Lichter der Makierungstonnen zu erkennen, die die Ausfahrt markieren. Vor der Lichtersilhouette der Stadtfront von Santander erkennen wir auch nicht einen auf uns zu kommenden großen Frachter. Bis dieser plötzlich laut sein Horn tutet und ganz Santander wach wurde, weil wir ihm im Weg herum fuhren. Kurze Zeit später funkt uns die Hafenwache an, da auch noch ein großes Passagierschiff in die Bucht einfahren möchte und viel Platz braucht. Das Passagierschiff ist nicht zu übersehen, da es wie ein Weihnachtsbaum leuchtet. Der Wind ist frisch und kalt und es wird endlich um 11 Uhr wärmer. Leider ist jetzt auch nicht mehr so viel Wind da. Wir sind auf dem Weg nach Lastres. Marcus hat heute Morgen eine Mail an Paula, eine spanische Freundin aus Düsseldorf, geschickt, um zu fragen ob sie vielleicht zufälligerweise in ihrem Ferienhaus ist, welches ganz in der Nähe der kleinen Hafenstadt Lastres liegt. 

Perfekt, Paula ist gerade in Bilbao gelandet und in ihrem Haus angekommen. Wir verabreden uns Abends zum Essen mit ihren Eltern im Restaurant. Vorher vertreiben wir uns noch die Zeit mit Angeln. Ziemlich schnell holen wir eine Makrele aus dem Meer. Eine alleine reicht natürlich nicht und als wir nach gar nicht langer Zeit wieder einen Ruck verspüren, weiß Marcus direkt, der Fisch ist größer. Erst als wir den 60 cm großen Fisch mit Hilfe unseres Netzes an Bord haben, können wir das wunderschöne Tier identifizieren. Greg schreibt direkt aus Barcelona, es ist ein Mahi Mahi, eine gemeine Gelbschwanzmakrele. Zum Glück wiegt sie nicht 40 Kilo, so groß kann sie werden. Eine kleine Makrele zu töten ist nicht ganz leicht, doch je größer das Tier wird umso schwerer fällt es dieses zu töten. Ich filetiere beide Fische noch bevor wir uns zum Essen treffen und packe die Filets in den kalten Teil unseres Kühlschranks. Das Abendessen im Restaurant mit Paula und ihren Eltern wird super nett. Die Eltern sind reizend und Paulas Mutter hat auch viel zu erzählen. Das beide Eltern gut Englisch können hilft natürlich bei der Kommunikation. Es wird uns nicht langweilig und es ist so ein schöner Zufall mitten in Spanien Freunde aus Düsseldorf zu treffen.

 

Dienstag, 17. September, Lastres – Gijon

Über dem Meer geht die Sonne auf und beleuchtet die kleine Stadt Lastres, die eingebettet in der Bucht liegt und sich den Berg hinauf erstreckt. Hinter einer sehr dicken und extrem hohen Kaimauer liegt unser Boot eng an der Hafenmauer und dadurch gut geschützt. Neben uns noch ein zweites Gastboot, mehr Plätze für Besucher sind nicht vorgesehen. Dementsprechend ist der Hafenmeister organisiert. Nämlich gar nicht. Es gibt weder Abends einen Schlüssel zu dem Steg, noch am nächsten Morgen als wir zum Spaziergang aufbrechen. Die Strasse steigt steil an und wir kommen zuerst in den moderneren Teil des Ortes. Finden eine kleine Bar mit Cafe, Croissant und Orangensaft, in der einige Frauen auch ihren Morgencafe bestellen. Dann gehen wir langsam durch den schön renovierten, alten Teil der Stadt wieder bergab. Kleine Strassen mit schönen alten Natursteinen, fast zu schmal für Autos, Holztüren und Fenster. Kleine Balkone in Richtung Meer mit Blumentöpfen. Hauptsächlich Pfennigbäumen (Crassula) und ein paar Geranien. Die sind nicht sehr üppig, es gab in diesem Sommer nicht so viele Sonnentage. An einigen Häusern hängen Luftpflanzen, Tillansien an der Wand über der Tür. Das habe ich noch nirgendwo gesehen. Ohne Erde hängen sie an der Wand und es geht ihnen bei der vielen Luftfeuchtigkeit ausgezeichnet. Schade, hätte gerne ein kleines Stück für das Boot gehabt. Wir kehren zum Boot zurück und verschaffen uns mit einer großen Holzlatte Zutritt zu unserem Steg. Da endlich winkt und pfeift der Hafenmeister von der anderen Seite. Er hatte wohl Sorge wir fahren ab ohne unsere Rechnung zu begleichen.

Die Überfahrt nach Gijon ist schön sonnig und auch mit Wind, aber mein Käsebrot liegt mir Quer im Magen und ich rolle mich ein zum Schlafen. Wir erreichen Gijon am Nachmittag und essen Sashimi von unserer Goldmakrele als Aperitif mit Jörg von der Escape. Abendrunde durch den Ort, aber die Restaurants sprechen uns nicht mehr so an wie im Baskenland. Das Essen dort war wirklich ausserordentlich fein und ausgefallen.

Mittwoch, 18. September, Gijon

Heute morgen mit Migräne aufgewacht. Dachte ich hätte mir den Nacken, gestern abend beim Serien gucken verlegen, doch dafür war es echt zu heftig. Tablette genommen und bis 12.00 Uhr gepennt und sehr viel geträumt.

Seit ein paar Tagen lerne ich Spanisch mit Duolingo, ich habe ein zweiwöchiges Gratis Abonnement. Fängt an Spaß zu machen, auch wenn manchmal die Wiederholungen von den einfachen Wörtern etwas nerven. Mal sehen wie ich dranbleibe. Mittags eine Runde zur Markthalle, belegte Brötchen zum Mittag und eine kleine Runde Supermarkt. Wir haben einen wunderbar ruhigen, sonnigen Liegeplatz im Hafen. Etwas nervig das laute Knarzen der Stege an den Rollern durch den Schwell. Heute abend essen wir endlich die Goldmakrele.

Donnerstag, 19.September, Gijon

Wir sind mit Giselas ( Marcus Mama)  Freundin Blanka, aus Unterbach verabredet. Sie lebt halb in Gijon und halb in Unterbach. Wir vereinbaren ein Treffen in einem Cafe, da wir wissen dass Marcus Mutter sich sehr freut wenn wir ihre Freundin besuchen. Blanka ist eine kleine, sportlich aussehende Frau mit dunklen Haaren und ihr Alter von 85 Jahren ist ihr wirklich nicht anzumerken.

Sie schlägt ein Café mit Chocolade und Chrurros vor. Mega lecker und super knusprig, die in Fett ausgebackenen Teigstangen werden in die heiße, cremige Schokolade gestippt. Blanka erzählt viel von ihrem Leben und wie sie mit 22 Jahren und einem Säugling, ihrem Mann nach Deutschland gefolgt war. Ihr Mann, der schon im Alter von 13 Jahren arbeiten musste um seine Mutter und Geschwister zu unterstützen, folgte einem Freund nach Deutschland, der mit einem schicken Auto in der Heimat geprotzt hatte und die Aussicht auf viel Geld verdienen in Deutschland verkörperte. Da er in Spanien im Bergwerk gearbeitet hatte, fand er in Deutschland auch seine neue Arbeit Untertage. Er hat immer viel gearbeitet und nach dem ersten Kind kam ein zweites, eine kleine Wohnung wurde in Unterbach gekauft und auch eine Wohnung in Gijon. Leider ist Blankas Mann schon vor 10 Jahren gestorben und Blanka pendelt zwischen ihren beiden Welten hin und her und besucht an beiden Orten fleißig die Kirche. Dort hat sie auch vor vielen Jahren Gisela und Reinhold kennengelernt. In Gijon gestaltet sie singend mit einer Freundin, oder mit dem Chor den Gottesdienst, sowie Beerdigungen und Hochzeiten. Sie verließ uns auch nach 2 Stunden, da sie bei einer Beerdigung singen musste und Abends Chorprobe hatte. Mit flotten Schritten macht sie sich davon und zeigt uns vorher noch ein Restaurant, das sie uns für Abends empfiehlt. Wir reservieren für 20.30 Uhr, vorher ist es nicht geöffnet.

Brötchen mit Wermuth zum Mittagessen, Marcus geht zurück zum Boot. Ich vergnüge mich noch in einer galizischen Modehauskette: ZARA und finde erstaunlicherweise direkt mehrere Kleidungsstücke. Die Kleidungsindustrie ist eine der Branchen, die in Galicien boomen. In den 90er-Jahren wuchs die Textil verarbeitende Industrie der Region um das zehnfache. Berühmte Modedesigner wie Adolfo Dominguez und Robert Verino stammen von hier. Inditex heißt der Textilriese aus Arteixo bei Coruna , ein aus 60 verschiedenen Firmen bestehendes Unternehmen, zu den bekannten Labeln zählt ZARA und Pull & Bear.

Und dann melden sich schon Chrissi und Dirk. Unsere Freunde aus Düsseldorf sind mit dem VW Bus in Spanien unterwegs und wollen uns ein paar Tage begleiten. Sie sind in 45 Minuten im Hafen und ich stehe noch in der Umkleide. Sie parken ihren VW Bus in der Tiefgarage auf der kleinen Halbinsel Cimavilla, oberhalb vom Hafen, es ist ein freudiges Wiedersehen. Wir haben schon so viele gemeinsame Segelwochen verbracht und hatten immer eine tolle gemeinsame Zeit. Frauenbesuch ist für mich noch einmal extra schön, Jungs! das habt ihr nicht gelesen:))

Das vorgeschlagene Restaurant, El Restallu, von Blanka ist gut gefüllt, wir bestellen von der Speisekarte eine Art Fischeintopf, Caldereta de Pescados y Marisco, mit Krebsen, Hummer, Muscheln und Gambas in einer gehaltvollen Soße. Die Reste nehmen wir mit nach Hause, es ist viel zu viel. Wir verkosten den Cidre, der in Asturien überall getrunken wird und den die Kellner in unglaublich beeindruckender Weise, mit ausgestreckten Arm und ausdrucksloser Miene, in die Gläser befördern. Dafür stehen in den Restaurants Aluminiumsäulen herum, Mülleimern ähnlich, damit es nicht überall im Restaurant zu Überschwemmungen kommt. Das Getränk ist zu herb für unseren Geschmack. Gemüse und frischer Salat steht auf den Speisekarten hier nicht weit oben und wird, wie in Italien ohne Soße serviert. Mit kleinen Öl und Essigtöpfchen kann man sich den Salat selbst würzen. Das war ein kräftiges Begrüßungsessen.

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