
Dienstag, 9. Juli, Locmiquélic
Unser Liegeplatz im Hafen von Lorient war nicht mehr frei und so mussten wir, unseren Platz verlassen und uns etwas Neues suchen. Wir wollten gerne die Festungsanlage und das „Musée de la Compagnie des Indes“ besuchen, welches auf der Landspitze neben Port Louis liegt. Da gerade eine Regatta vor dem Hafen ausgetragen wurde, gab es für uns dort keinen Platz. Zum ersten Mal das wir abgewiesen wurden, ein komisches Gefühl. Port Locmiquélic, ein weiterer Hafen lag nicht weit weg und auch auf der richtigen Seite im Delta, vom Fluss Blavet, um anschließend zu Fuß zum Museum zu kommen. Ein Sturzregen kam vom Himmel und alles war klatschnass als wir anlegten, an einem der wenigen freien Plätze.
Port Locmiquélic, mittelgroßer Hafen mit ca. 470 Plätzen ist sehr gepflegt mit ordentlichem Sanitärgebäuden. Wie schon in Cancarneau und Lorient nicht nach Geschlechtern getrennt. Blumenrabatten mit Agapanthus und Gladiolen in Blau, Weiß und Orange. Üppig und leicht verwildert.
Wir machten uns auf den Weg, am Meer entlang nach Port Louis. Es regnet nicht mehr und der Weg ging zuerst durch ein Wohngebiet und anschließend durch Sandwiesen und einen Kiefernwald immer am Wasser entlang.
Das „Musée de l’Arsenal et de la Compagnie des Indes“ befindet sich in der alten Zitadelle aus dem 16. Jahrhundert, das strategisch günstig an der Mündung von Score/Blavet liegt und durch spanische Besatzer erbaut wurde und später unter Richelieu weiter ausgebaut wurde.
Es gibt eine Ausstellung zum Thema Seenotrettung und diese beschreibt die harten Einsätze der Männer auf ihren zum Teil motorlosen Booten. Die SNSM, Sociéty National de Sauvtage en Mer ist das Gegenstück zur Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger, DGzRS.
Passend zur Olympiade in Paris gibt es auch eine Ausstellung über eine französische Seglerin und Navigatorin, Virginie Hériot. Olympiasiegerin von 1928 und und Siegerin im Coupe de France 1929. Virginie war Erbin einer vermögenden Familie und verlebte viel Zeit auf ihren Luxusyachten und Sportsegelbooten. Mindestens 13 Yachten ließ sie sich bauen, alle von Französischen Handwerkern. Sie wurde durch ihre vielen Reisen ins Ausland zur Werbeikone für französisches Segelhandwerk. In 32 Segeljahren legte sie 143 232 Seemeilen zurück. Sie verstarb sehr früh im Alter von 42 Jahren, an den Folgen eines schweren Sturzes bei einer Regatta.
Nach einem Aperitif in einer kleinen Bar gegenüber der Kirche, ein belgisches Affligem, sehr lecker aber 9,5 %, mussten wir wieder die 4 km zurücklaufen zu unserem Hafen. Begleitet von den Klängen einer bretonischen Band, die auf dem Abendmarkt spielte, der an dem Abend in Port Louis stattfand.
Mittwoch, 10. Juli, Locmiquelic – Port du Crouesty – Golf du Morbihan
Um 17.30 Uhr fuhren wir in die grossen Marina von Port Crouesty ein und Angelika und Christian mit ihren drei Kindern Georg, Barbara und Greta standen schon winkend am Pier. Wir machten provisorisch längsseits fest und nahmen Christian, Georg und Greta als Lotsen an Bord. Wir wollten an einer Boje in ‚Le Logeo’, die Christian am Vortag schon reserviert hatte, festmachen. Der Golf von Morbihan ist wie ein Binnenmeer mit über 60 Inseln und Inselchen. Nur ein paar wenige sind bewohnt, wie Île des Moines und Île d’Arz . Die Gezeitenströme verwandeln den Golf in ein unruhiges, gurgelndes und strudelndes Gewässer, wer die Gezeiten nicht beachtet kommt nicht von der Stelle und driftet mit seinem Boot in eine ungewollte Richtung. Unzählige Segelboote tummelten sich in den Gewässern und machten das Navigieren und Segeln mit einem so großen Boot, wie unserem schwer. Christian geleitete uns sicher an die die Boje D 22, die direkt vor dem kleinen Imbiss eines Austernfischers lag. Wir tuckerten mit dem Dingi an Land und Angelika holte uns mit dem Auto ab, damit wir den Abend in ihren schnuckeligen, alten Familienferienhaus im nahe gelegenen Brillac verbringen konnten.
Der Abend war super nett und es war schön sich auszutauschen und besser kennenzulernen. Angelika und ich machen zwar seit vielen Jahren jeden Dienstag zusammen „Powergym bei Sigrid“ doch den Rest der Familie kannten wir noch nicht so gut. Im Dunkeln ging es dann zurück zur Flores, zum Glück hatte Marcus eine kleine Lampe an Deck positioniert und daran erkannten wir unser Boot schließlich recht gut.
Donnerstag, 11.Juli, Segelausflug zur Île d’Arz
Gegen Mittag kamen unsere Freunde an Bord und wir starteten unseren Segelausflug Richtung Île d’Arz. Ich hatte Sauerteig vorbereitet um Zimtschnecken für die ganze Mannschaft zu backen. Die vier Seemeilen bis zu unserem Ankerplatz waren schnell gesegelt und wir warfen vor der Insel den Anker. Zeit für Mittagspause: Brot, Käse, Salat, der Tisch im Cockpit war rappelvoll und wir genoßen die Sonne. Völlig begeistert hängte Georg die Angel raus, die Ralf uns an Bord gelassen hatte. Die Qualität der Angel begeisterte ihn. Die erste Dorade fing allerdings Greta mit dem ‚Paternoster‘, der Handangel. Kurze Zeit später hatte Georg auch eine Dorade an der Angel. Es fing an zu Regnen, keiner wollte an Land. Es ist kuschelig unter der Bimini und die frisch gebackenen Zimtschnecken aus Sauerteig sind mega lecker. Wir gingen nicht von Bord und mussten im Nieselregen den Rückweg antreten.
Der Regen wurde stärker, die Sicht immer schlechter. Christian schlüpfte in meine Segelhose und hüpfte barfuß durch die Nässe. Unsere Boje war kaum noch zu finden so goss es mittlerweile und ich kam Christian zur Hilfe, da Marcus durch die Strömung und den Wind die Boje kaum anpeilen konnte. Mir lief Wasser in die Stiefel, ich war platschnass, zum Glück war es nicht kalt. Hätte Christian nicht so gute Laune verbreitet und die gesamte Familie so entspannt unter Deck abgewartet, hätte ich doch etwas Panik bekommen. Mit dem Rückwärtsgang hangelte sich Marcus an die Boje, wir machen hinten fest. Anschließend stieg Christian munter in das Gummiboot und befestigte eine zweite Leine an der Boje, die wir dann bis zum Heck auf die Klampe ziehen konnten. Hinten Leine los und vorne gezogen drehte das Boot die Spitze zur Boje und lag sicher und fest. Uff, was für eine Aktion! Christian fand es lustig, er segelt schon seit 30 Jahren hier mit der Familienjolle im Golf und kennt das bretonische Wetter, das immer schnell umschlagen kann.
Wir bekommen die zwei fertig ausgenommen und geschuppten Doraden geschenkt, die ich mit Kartoffeln, Möhren und Zucchini, gehobelt auf der Gurkenreibe, kurz in den heißen Ofen schiebe. So frische und ausgesprochne leckere Fische habe ich noch nie gegessen. Der erste Angelerfolg an Bord, Gaumenschmauß. Wir fallen satt und spät ins Bett.
Freitag, 12.Juli, Paul in Vannes abholen.
Der Plan war mit Familie Fröhling nach Vannes zu Segeln, Paul abends an Bord zu nehmen, alle an Bord zu übernachten und am Samstag, nach dem Markt wieder den Rückweg anzutreten. Christian entschied sich dann aber die 10 SM mit der ‚Etappe‘, dem alten, kleinen Familienboot zu segeln. Mit Barbara und Greta als Unterstützung an Bord. Angelika und Georg begleiteten uns. Die Fische bissen leider nicht, Georg machte den Lotsen. Es war gar nicht so leicht zwischen den ganzen kleinen Segelbooten, Jollen und Motorbooten durchzusegeln. Ich fand es schon recht voll, was aber wohl nicht der Fall war. Die Hochsaison war noch nicht ganz gestartet. Wir segelten zügig und erreichten die Flusseinfahrt von Vannes pünktlich zur Mittagszeit. Die Schleuse öffnet zwei Stunden vor und zwei nach Hochwasser, von 11.00 bis 13.00 Uhr konnten wir in den Hafen einfahren. Das Hafenbecken liegt lang und schmal mitten in der Stadt. Wir machten uns ziemlich am Ende, kurz vor der Fussgängerbrücke an zweiter Stelle, an einem anderen Boot fest. Die ‚Octopus‘ von Christian lag am Fingersteg weiter hinten zwischen den kleineren Booten.
Mittagessen in großer Runde an Bord und danach Stadtrundgang. Viele alte Fachwerkhäuser mit buntem Holzwerk, eine Kathedrale aus grauen Granit, kleine Gassen mit majestätischen Platanen und eine alte Stadtbefestigung. Eine klassische französische Gartenanlage umgibt die Stadtmauer und das Schloss mit symmetrisch angelegten Beeten und Eiben in geometrischen Formen.
Für abends hatten wir einen Tisch im Restaurant über der Capitainerie reserviert. Ein modernes Gebäude mit Blick auf den Hafen und großen Fensterfronten. Unser großer runder Tisch passte perfekt für uns acht, die Karte hatte Burger, Moules-Frites, Steaks, alle waren zufrieden.
Nur schade, dass Paul noch nicht dabei war. Sein Flugzeug hatte Verspätung, der Anschlußbus war nicht zu erreichen und wir waren etwas nervös, da wir nicht wussten wie er von Nantes nach Vannes kommen konnte. Die App ‚BlaBlaCar‘ findet eine Mitfahrgelegenheit und um 23.30 Uhr war Paul im Hafen. Angelika und ich besorgten einen schönen Falaffelteller im Imbiss. Paul testete das Salonbett und war sehr zufrieden.
Samstag, 13. Juli, Vannes, Île d’Arz, Le Logeo
Warum unterhalten sich unsere holländischen Nachbarn so unfassbar laut morgens um 7.00 Uhr in diesem kleinen, engen Hafen? Warum liegt denn dieser große Motorsegler so schief an der Hafenmole? Die Fische sind deutlich im schlammigen Wasser zu erkennen. Die holländischen Eigner der beiden X-Yachten inspizierten ihre Boote und fragten uns ob wir auch Schäden an unserem Boot haben. Was für Schäden? Und dann sahen wir was passiert war. Der Hafen hatte kaum noch Wasser. Am Vorabend gab es Reparaturen am Schleusentor, erfahre ich im Hafenbüro und der Mechaniker hatte das Tor nicht geschlossen. Katastrophe ca. 10 Boote werden durch das Aufsetzten und die Schräglage beschädigt. Wir haben Glück mit unserer Position an zweiter Stelle und unserem niedrigen Tiefgang von 1,80 Meter. Die X-Yacht hat 2,20 Meter und lag ziemlich schräg.
Es war Markt in Vannes und zwar in der ganzen Stadt. Alles strömt mit Trollies ausgestattet zum Zentrum. Paul und ich waren mal wieder überwältigt und wir versuchten uns zu entscheiden zwischen den ganzen Gemüse,- Obst,- und Käsehändlern. Es gibt eine eigene Fischhalle und eine weitere Markthalle mit kleinen Traiteurs und Metzgern. Kühlschrank und Bodenfach waren anschließend wieder prall gefüllt. Ausserdem fand ich noch schöne, handgefärbte Wolle in Gelb und Grün für einen Schal und Pulli. Dabei ist mein Tuch mit der Wolle aus Finnland noch nicht fertig und weitere Wolle für einen Schal liegt schon im Schrank. Macht nix, wird schon noch was draus werden.
Mittagessen mit ganz viel Quiches und der köstlichen Erdbeersorte ‚Charlotte‘ und einer besonderen bretonischen Spezialität, Kuchen Kouign amann. Die Bretonen wissen wie man Butter und Zucker verpackt, habe ich von Christian gelernt.
Diesmal schafften wir es vor der Île d’Arz zu ankern und an Land zu gehen. Die Gruppe teilte sich auf in Mittagsschläfchen am Wegesrand und kleine Wanderung um die Insel. Ferienidylle mit hellen Steinhäusern, blaue Fensterläden und jede Menge üppig blühender Hortensien.
Sonntag, 14. Juli, Le Logeo – Île d’Houat
Über Nacht lagen wir in Logeo an Boje 88 und ich versuchte am nächsten Morgen einmal um das Boot herum zu schwimmen. Die Strömung war schon zu stark. Paul schaffte es, ich kapitulierte und wollte auch nicht zu lange im Wasser bleiben, um nicht auszukühlen. Vor unserem Start stärkten wir uns mit Galettes mit Ei und Käse und Crêpes mit frischen Erdbeeren ‚Charlotte’ und ‚Petit Suisse’. Gegen Mittag trieb uns die Strömung aus dem Golf und wir legten die 15 SM bei herrlichem Sonnenschein, teilweise unter Segel zurück. Die Insel Houat lag im Sonnenlicht mit vielen Buchten mit weißen Stränden vor uns. Wir ankerten direkt westlich neben dem kleinen Ort, (Er Hastellic) vor einem kleinen Strand eingerahmt von Felsen gekrönt mit einem Haus. Wir landeten mit dem Dingi an und mussten mit Hilfe eines dicken Seils den Hang erklimmen.
Wir wanderten durch den kleinen Hafen, Port St. Gildas, es kam eine Fähre mit Sommerurlaubern an, durch den Ort zum großen Strand an der Ostküste, Trėac’h er Gourhed. Oben auf der Wiese über dem Strand gibt es ein großes Zeltferienlager, völlig ungeschützt ohne Bäume dem Wind und Regen ausgesetzt. Herrlich bei Sonnenschein, aber heftig bei Wind und Regen.
Zurück in unserer Bucht machten wir die ersten Flugversuche mit unserer Drohne. Ich hatte es mir einfacher vorgestellt.
Der erste Ankerabend im Sonnenuntergang mit ruhiger See und am Festland gegenüber gab es zur Feier des 14. Juli viele Feuerwerke am Horizont.
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