
Sonntag, 21. September 2025 bis Sonntag, 28. September 2025
Die Wellenvorhersage ist gut und so zieht es Paul an einen Strand mit Surfboard Verleih. Etwas südlich von Cadiz, bei Conil de la Frontera, am Strand Palmar gibt es Leihmöglichkeiten und Paul surft drei Stunden. Mittagessen gibt es in einer Strandbar an der Strasse, die Stimmung ist 100 % Sommerurlaub mit Hippievibes.
Marcus möchte noch gerne nach Tarifa fahren und einen Blick auf Afrika werfen, alle sind einverstanden. Als wird ankommen weht eine Steife Brise in Tarifa und wir können schon mal einen Blick auf die Durchfahrt werfen, die wir in ca. zwei Wochen durchqueren werden. 14 km Wasser zwischen Tarifa und Plage Zahara auf der afrikanischen Seite. Wir sehen das marokkanische Bergmassiv im blauen Dunst auf der anderen Seite, spazieren durch Tarifas Altstadtgassen, kaufen süße Teilchen mit arabischen Gewürzen, trinken Café und wollen noch die Strand Empfehlung von Alf anfahren. Playa Bolonia, wieder ein Stück zurück nach Norden, mit einer großen Wanderdüne. Es ist schon 19.00 Uhr und der Strand hat sich bereits geleert. Wir springen einmal ins Wasser und laufen durch die Bucht und am Ende die Düne hoch, Richtung Sonnenuntergang. Unsere Schatten sind Meterlang und die kleine Wanderung fühlt sich an wie eine Wüstenwanderung. Tolles Fotolicht. Wir kommen erst um 22.00 Uhr auf unserem Boot im Puerto America an und es gibt ein superschnelles Nudelgericht mit Zucchini. Ich schlafe bevor Paul und Rosanna aus der Dusche zurück sind.
Dienstag, Sanlúcar de Barrameda
Um 11.00 Uhr sind wir zu einer Sherryverkostung in der Bodega Barbardillo in Sanlucar de Barrameda angemeldet. Von Cadiz in 45 Minuten mit dem Auto zu erreichen. Eine sehr hübsche, spanische Sommeliere nimmt uns in Empfang, für die englischsprachige Führung und nach einigen Minuten werfe ich einen fragenden Blick Richtung Paul, Rosanna und Marcus, ob sie etwas von dem verstehen was sie redet. Hilflose Blicke von allen Seiten. Wir verstehen nur Spanisch. Bestimmt spricht die schöne Frau ein grammatikalisch perfektes Englisch, doch durch die spanische Aussprache bleibt schleierhaft wovon sie redet. Keiner versteht mehr als 10 % von dem was sie erzählt und wir versuchen am Ende der Führung und Weinprobe unsere Informationen mit den anderen Besuchern auszutauschen. Wir laufen von der Bodega den Hügel hinunter durch die Einkaufsstrasse in der Altstadt und Rosanna und ich kaufen uns spanische Schuhe. Meine mit kleinem Absatz und Bast umwickelt, sehr Spanische. Sowieso geht hier abends keine Frau ohne Absatz auf die Strasse, zumal sie gerne lange Kleider tragen. Manche Frauen halten aber gar nichts von dieser schönen Kleiderordnung und sitzen mit Körbchengröße D, mit Bikinioberteilen in Größe A am Restauranttisch. Wir finden einen Platz im Restaurant Casa Balbino, am lebendigen Plaza Cabildo Leider sind beide Pilzgerichte für Rosanna nicht zu haben und so bleibt es für sie bei Salmorejo Suppe (andalusisches Gazpacho, aber diese kalte Tomatensuppe enthält auch püriertes Brot) und Artischocken.
Wir laufen zum Strand und fallen müde in den Schatten eines kleinen Holzpavillon. Sherryprobe morgens um 11 Uhr haut uns alle um. Ich bekomme eine fürchterliche Migräne, meine Sumatriptan hilft null. Ich leide und schleppe mich in das Museum in der alten Eisfabrik mit Marcus. Quälerei, das Museum ist so heruntergekommen, das es fast schon wieder interessant ist. Zwei Frauen an der Kasse, zwei in einer Art Museumsshop, mit Trödelkram. T-Shirts bedruckt mit Tieren der Region und Malbüchern. Schade, dass nicht mehr Personal am Inhalt des Museums arbeiten, das gerade oder vielleicht auch schon seit längerer Zeit renoviert wird. Wir sammeln Rosanna und Paul vom Strand ein, die beiden haben zwei Stunden geschlafen und fahren auf dem Heimweg alle zu Ikea nach Jerez de la Frontera. Durch eine wunderschöne beigefarbene Landschaft mit vielen Windrädern und vereinzelten Höfen, zieht sich die Strasse durch Baumwollfelder, deren weiße Puschel in der Abendsonne leuchten. Plötzlich, in der Ferne das große IKEA Schild. Bizarr! Wir brauchen Rollos für unsere Schlafkabinen, Kerzen und Bettwäsche.
Mittwoch, 24. September 2025 – Jerez de la Frontera
Nach einem Ausflugstag folgt meistens ein Pausentag und so frühstücken wir ausgiebig in der Morgensonne. Es gibt den köstlichen Rest der schwarzen Bohnen und Guacamole vom Vorabend, dazu ein fettes Spiegelei und eine große Schüssel Obstsalat. Rosanna und Paul radeln zum Strand zum Surfen und Kartenspielen. Nach einer ausgiebigen Siesta in der Mastercabin, die am kühlsten ist entscheiden wir und nach Jerez de la Frontera zu fahren. Als wir ankommen werden wir von der Polizei umgeleitet und finden gerade noch einen freien Parkplatz. Zum Glück nicht zu weit vom Zentrum entfernt, denn wir haben unsere neuen Schuhe an. Es wimmelt auf den Strassen von Menschen und alle sind feierlich herausgeputzt. Die kleinen Mädchen in Kleidern, Kinder in süßen Pumplatzhosen mit Kniestrümpfen, die Jungs in Anzügen mit hellblauen Hemd, die Männer natürlich in Anzügen. Wir kommen an die erste Kirche, vor der schon die Strassenreinigung das bunte, zu Mustern ausgelegte Salz von der Strasse fegen und fragen was gefeiert wird. Es ist ein lokaler Feiertag zu Ehren „Nuestra Señora de la Merced, der Schutzpatronin der Stadt, und eine große Prozession zieht durch die Strassen von Kirche zu Kirche. Wir folgen einfach der Menschenmasse und gelangen auf die Calle Porvera, die mystisch verdunkelt wird von einer Allee aus Bäumen, die fast ein geschlossenes Dach bilden, vielleicht Albizien mit ihren federigen Blättern. Die Bars sind gefüllt und alle warten auf die Prozession. Zuerst kommen die ganzen Delegierten in Anzügen mit Verzierungen und Standarten in der Hand und eine Musikkapelle. Bis endlich die große Madonnenfigur vorbeigetragen wird und nur noch das Fussvolk sich anschließt. Alsbald löst sich die Menge auf und verzieht sich in Bars und Restaurants. Wir finden eine Winebar auf einer Ecke und ergattern einen Stehtisch in der Winebar Tabanco Plateros. Es gibt eine erneute Sherryprobe und wir bestellen vier verschiedene Sorten mit drei verschiedenen Käsesorten. Unserer Favorit bleibt der Cream, wir sind von der süßen Sorte und können uns nicht an den Geschmack der trockneren Sorten gewöhnen. Kathedrale, Reitschule und der Alcazar von Jerez de la Frontera müssen bei unserem nächsten Besuch besichtigt werden
Donnerstag – Ausflug zu den „Pueblos Blancos“
Von Cadiz bis nach Benamahoma sind es ca 100 km und wir brauchen 1,5 Stunden mit dem Auto, bis zu unserem Startpunkt für die Wanderung. Wir befinden uns im Parc Natural de Grazalema und das letzte Stück geht in Serpentinen auf ca. 900 Meter hoch. Von hier gibt es eine empfohlene Wanderung entlang des Rio Majaceite, entlang des Ufers zuerst abwärts bis fast nach El Bosque. Wir haben am Botanischen Garten kurz vor El Bosque die Runde beendet. Der Botanische Garten ist sehr gepflegt und hübsch am Hang angelegt, jedoch Ende September nicht mehr sonderlich interessant, da doch sehr viel vertrocknet und in den Boden eingezogen ist. Der Weg führt im Schatten über kleine Brücken, Treppen und Felsen und die kühle Luft des rauschenden Flüsschen ist erfrischend. Wir haben ein Picknick eingepackt, da wir erst kurz vor 12 Uhr mit dem Rundweg beginnen. Am Ende der Runde nehmen wir noch ein Eisbad im Fluss. Ist vielleicht nicht gerne gesehen, aber wir sind so erhitzt, es ist herrlich erfrischend. 8 km ist unsere Runde lang, das reicht. Wir wollen noch weiter nach Grazalema, da Paul und Rosanna dort vor zwei Jahren im Winter waren. Vorher essen wir aber noch in der Pizzeria mit mexikanischen Besitzern. Eine wunderbare, schattige Terrasse auf der Rückseite zum Fluss mit leckerem Essen. Zum Glück haben wir hier gegessen, denn in Grazalema gibt es nichts zu Essen vor 20 Uhr, es bleibt beim Café und einer schöne Runde durch den pittoresken Ort. Nur weiße Häuser ziehen sich den Hang hinauf, alle Türen aus braunem Holz mit Metallnieten, Dächer mit ein und denselben Dachziegeln, keine Werbung in den Gassen, die Schilder der Restaurants und Läden sind alle einheitlich schwarz mit weißer Schrift. Der schöne Ort ist zum Glück nicht mit Touristen überlaufen, es gibt keine hässlichen Souvenirläden. Die Kühle der Berge ist Rückzug für Städter, die hier geschmackvoll die Ferienhäuser renoviert haben und selbst nutzen oder an Touristen vermieten.
Wir bleiben fast bis zu Sonnenuntergang und das Licht moduliert Berge, Felsen und Bäume. Paul übernimmt das Fahren, da ihm die Fahrt auf dem Rücksitz gar nicht bekommt. Wir machen wieder einen Stop bei Ikea in Jerez und kaufen noch ein Rollo für die Gästekabine. Marcus hat schon am Vortag zwei Rollos bei uns installiert, da die alten Vorhänge nicht lichtdicht ware, er flitzt schnell rein wären die Wartenden ein vegetarische Hotdog mit Röstzwiebel und Gürkchen bekommen. Auf der ganzen Welt gleich. An Bord machen wir dann aber doch lieber noch eine Käseverkostung, von dem mitgebrachten Käse aus den Bergen, bevor alle todmüde ins Bett fallen.
Freitag – Cadiz
Für abends haben wir vier Plätze in einer Flamenco Bar, ganz in der Nähe vom Puerto America, reserviert. Es ist ein Flamenco Verein der Peña Enrique El Mellizo, benannt nach einem berühmten Sänger (1848-1906) aus Cadiz. Zufälligerweise hatten wir am Morgen, nachdem wir das Mietauto abgegeben haben (1.550 km in 14 Tagen!) einen Verein entdeckt der sich mit den Sängern und Sängerinnen aus Cadiz beschäftigt. Während ich interessiert durch das Fenster spähe, winkt mich ein Mann rein und zeigt uns die Bildergalerie und Sammlung an Kassetten, CDs und Platten die der Verein gesammelt hat.
So stehen wir dann abends um 21 Uhr vor dem Restaurant und Gesangclub, aber unsere Reservierung ist nicht auf der Gästeliste. Rosanna macht einen Mann hinter dem Tresen als Verdächtigen aus, der bei unserem Telefonat völlig übernächtigt am vorherigen Sonntagmorgen unsere Reservierung verpennt hat zu notieren. Der fleißige Kellner entpuppt sich als genialer Gitarrenspieler, der nur kurz das Hemd wechselt, um mit einer älteren Sängerin, die vorher das Essen serviert hat auf die Bühne zu treten und die Einleitung zu dem Abend machen. Wir dürfen am Tresen bleiben, bekommen auch Essen serviert und haben eigentlich von dieser Position aus, den besten Überblick über den Raum und die Bühne. Den Hauptakt bilden ein virtuoser Gitarrist, der Sänger, ein kleiner Mann mit gewaltiger Stimme und eine Frau mit dickem schwarzem Zopf und dunkel geschminkten Augen. Alle drei sind hervorragend. Der Gitarrist der sein Instrument auch als Trommel einsetzt, der Sänger mit einem rachigem Stimmvolumen und die Tänzerin mit ihren anmutigen Bewegungen, die mit ihren steppenden Füße den Rhythmus vorgibt. Nach einer Pause und Kleiderwechsel gibt es einen zweiten Teil.

Zum Glück habe ich vorher in einem Reiseführer einiges über die Sherryherstellung erfahren. Zuallererst heißt das Getränk nur Sherry, da die Engländer den Namen Jerez nicht aussprechen konnten. Sherry darf er sich auch nur nennen, wenn er aus der Region zwischen Sanluca de Barramedo, El Puerto de Santa Maria und Jerez kommt, dem so genannten Sherrydreieck.
Die Palomino Rebsorte wird verwendet um leichtere und helle Sherrysorten zu produzieren. Wie z.B. Manzanilla, Fino, Amontillado und Palo Cortado. Die Rebsorten Pedro Ximénez und Moscatel, sind für die Erzeugung der Süßweine bestimmt. Des Weiteren können die Trauben auch das Soleo Verahren durchlaufen. Dabei werden die Trauben zum Trocknen in der Sonne auf Espartograsmatten gelegt, um den Zuckergehalt der Beeren zu konzentrieren, wie bei Rosinen und dadurch einen erhöhten Alkohol Gehalt erlangen. Die Trauben werden zwei Mal gepresst. Der Most aus der ersten Pressung wird aufgrund seiner besonderen Eigenschaften generell für die Weinerzeugung verwendet und für leichtere, trockene Sherrysorten wie Manzanilla und Amontillado. Der Most aus der zweiten Pressung, der aufgrund der festen Bestandteile mehr Struktur aufweist, wird zur Herstellung von Oloroso verwendet.
Den besonderen Geschmack erhält der Wein durch die Lagerung in Eichenfässern aus Amerikanischer Eiche. Die Fässer sind durch einen Pilz/Schimmel schwarz angelaufen, genau wie die Wände der Lagerhallen. Die gleich bleibende Temperatur der hohen Kathedralen des Sherrys werden durch Fensterschlitze, kurz unter der Decke gewährleistet, die mit Schilfmatten abgehängt sind. Der sandige Boden kann, außerdem angefeuchtet werden, um die Luftfeuchtigkeit zu erhöhen. Der Wind vom Meer kühlt die Hallen.
Unser Lieblingssherry ist der Eva Cream, ziemlich süß und würzig, dann kommt der Oloroso, mit auch von dunkler Farbe, ist er der kräftigste unter den Sherrys. Oloroso bedeutet übersetzt „duftend“, ein Hinweis auf das intensive Aroma nach Nüssen, Kaffee, Gewürzen und Rosinen.
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