Sonntag, 11. Mai, Muros – Pazo de Rubianes und Pazo Quintero da Cruz 

Wir starten zu unser zweiten Runde Gartenbesichtigung.

Um 11 Uhr stehen wir vor dem verschlossenem Portal des Pazo de Rubianes.

Falsche Recherche, Sonntags nur um 11.30 mit Anmeldung. Das darf jetzt nicht wahr sein, ich klingle einfach am Tor. Eine nette Frau meldet sich an der Gegensprechanlage und klärt mich auf, dass heute Einlass nur mit vorangemeldeter Führung ist. Ich versuche zu erklären ich sei Gartenfotografin und extra gekommen…das ganze Sortiment. Eine junge Frau kommt ans Tor und erlaubt uns alleine durch den Garten zu bewegen und Bilder zu machen. Vorher zeigt sie uns noch die Toilette im Nebengebäude des Palazzo, alles neu und piekfein. Zu dem Haus gehören viele Weinhänge und der Wein gehört zu den teureren Albariños. Wir gehen auf den kleinen Hügel hinter dem Pazo, hier hat einmal ein jahrhundertealter Eukalyptusbaum gestanden. Leider ist nur noch ein Rest von dem umfangreichen Stamm stehen geblieben. Rundherum wurden einige neue Gehölze wahllos gesetzt. Der Garten beherbergt allerdings eine ganze Reihe von sehr alten Bäumen, die in einer besonderen Liste der ältesten Bäume Galicien geführt werden.

Auf der anderen Seite des Parks gibt es einen noch Hügel mit großen Eukalyptusbäumen und weitem Blick über die Weinreben. Dazwischen liegt ein Wäldchen mit Kamelien, Orangen.- und Mandarinenbäumen. Fallobst wandert in meinen Rucksack (und wurde zu grandioser Marmelade verarbeitet). Auf dem Rückweg zum Herrenhaus passieren wir einen enorm langen Horreos und eine Allee aus wirklich alten Kamelien. Die Kamelien wurden aufgeastet und die dicken unteren Äste liegen frei. Die Blüten rieseln auf den Boden und bedecken ihn mit einem roten Teppich. Ein weiterer berühmter Teil des Gartens liegt vor dem Herrenhaus und ist im französischem Stil mit geometrisch angeordneten Wegen, eingerahmt von Buchsbaum. Es blüht noch ein großer Rhododendron in Lila. Zum Pazo führt eine Freitreppe herauf, bewacht von zwei sphinxähnlichen Figuren. Sehr stimmungsvoll unter gigantischen, alten Magnolien, Magnolia grandiflora L. (gelistet im Katalog für monumentale galicische Bäume)

Zum Mittagessen fahren wir nach Villagarcia Arosa und anschließend noch zum Stadthafen, der uns gar nicht gefällt, da er umlagert wird von etwas seltsame Gestalten. Mit dem Auto fahren wir noch auf die vorgelagerte Halbinsel Illa Arosa, die einen riesigen Sandstrand hat, der aufgrund des großen Parkplatzes davor wohl in der Hauptsaison gut genutzt wird und auch einen Yachthafen mit Winterlager.

Für 16.30 Uhr sind wir im Pazo Quintero da Cruz verabredet.

Wir sind ein paar Minuten zu früh dort und vor dem alten Portal steht schon Pedro Pineiro und erwartet uns. Der Pazo ist ein herrschaftliches Haus aus dem 18. Jahrhundert, der Garten ist unterteilt in den alten Teil aus dem 19. Jahrhundert und dem neueren Teil aus dem 20. Jahrhundert. Stolz beginnt der Hausherr die Führung durch Teile des alten Hauses, die einem Museum gleichen mit all den alten Arbeitsgeräten, Bildern, Teegeschirr und Fotos. Ich dachte er lässt uns den Garten alleine erkunden, damit wir in Ruhe fotografieren können, doch ich bekomme fast drei Stunden lang alle Baumarten und Pflanzen mit botanischen und spanischen Namen erklärt. Bei jeder Sorte weiß Herr Pineiro die exakte Bezeichnung und er wird nicht müde mir auf halb Spanisch, halb Englisch von den Besonderheiten des Gartens vorzuschwärmen. Die Brunnen werden angeschaltet, damit das Wasser läuft, die Kapelle aufgeschlossen, um die romanischen Figuren zu zeigen und der Pool aus den neueren Zeiten wird auch umrundet. Der Duft der Kamelien, das Licht in der Nacht im Garten, die gurgelnden Brunnen und Fontänen und natürlich die Vielfalt der Pflanzen sind sein ganzer Stolz. Um die 2000 Kamelien, 600 verschiedene Sorten von 70 verschiedenen Arten blühen im Garten. 250 verschiedene Bäume aus fünf Kontinenten stehen im Garten, darunter auch gelistete Bäume wegen ihres Alters und ihrer Größe. Herr Pineiro führt uns in alle Winkel des Gartens, ich kann kaum Bilder machen. Marcus geht hinter uns her und kann zum Glück einige Fotos machen. Das Problem in diesem Garten ist allerdings der ungenügende Pflegezustand. Mir scheint die Bäume sind schon lange nicht mehr geschnitten worden, die Sichtachsen wachsen zu und den einzelnen Pflanzen fehlt es an Platz sich auszubreiten und einen schönen Habitus zu bilden. Irgendjemand scheint eine Sammelleidenschaft für merkwürdige Steinskulpturen zu haben, die dem Garten gar nicht guttun. 

Am Ende dürfen wir noch den Wein probieren, der nur an das spanische Königshaus ausgeliefert wird und wirklich sehr lecker ist. Entsprechende Fotos vom König Felipe VI und seiner Frau Letizia stehen zur Ansicht bereit.

Zum Abschluss bekommen wir noch einen Vortrag über die Herstellung von Tee. Herr Pineiro ist nicht nur Botaniker sondern auch Apotheker und Chemiker.

Tee wird aus dem Teestrauch gewonnen, aus der Camellia sinensis! Diese Kamelie ist ein Strauch der ca.150 cm hoch wird. Die Blätter müssen (oft) von Hand geerntet werden und trocknen etwas an, damit sie anschließend gerollt werden können. Früher geschah auch das per Hand, heute werden dafür Maschinen eingesetzt. Nun beginnt die Fermentation, der ausgetretene Zellsaft reagiert mit Sauerstoff was zur Oxidation führt. Für grünen Tee wird der Prozess früher unterbrochen, bei Schwarzem Tee dauert die Fermentation deutlich länger. Mit der Trocknung wird der Prozess beendet und die Blätter nach Größe sortiert. 

Herr Pineiro schenkt uns ein kleines Tütchen seines handgemachten, schwarzen Tees. Er ist köstlich und hat ein blumiges Aroma. Als wir nach über drei Stunden in unser Auto steigen sind wir völlig erschöpft.

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