
Freitag, 20. September, Gijon – Aviles
Wir starten gegen 10.00 Uhr morgens, mit leicht diesigem Wetter und können nur kurz die Segel setzten. Chrissi wird leider wieder Seekrank. Wir hatten gehofft, das es nicht wieder passiert, doch die Welle im Atlantik ist schwer verträglich und als wir gegen 15 Uhr in Aviles sind, steht fest, dass Chrissi die lange Tour am nächsten Tag nicht mitfahren kann. Bei der Einfahrt in die Stadt passieren wir die trostlosen Ruinen von verlassener Schwerindustrie und viele Berge von Kohle, die offensichtlich für die Stahlverarbeitung genutzt werden. Wir fahren auf große Wohnbetonklötze zu und einem Betonensemble bestehend aus einem Turm, einer Halle und einer Betonhalbkugel. Es handelt sich hierbei um das Centro Cultural, welches 2011 zwischen Altstadt und Ria Aviles, eröffnet wurde. Die Pläne stammen von dem berühmten brasilianischen Architekten Oscar Niemeyer (1907-2012), bekannt als Schöpfer der Stadt Brasilia. Das Ensemble bestehend aus Konzertsaal, Museum und Ausstellungsgebäude umschließt einen riesigen, völlig leeren Betonplatz. Faszinierend aber nicht einladend. Der Museumskomplex sollte, ähnlich dem Guggenheim-Effekt in Bilbao, der Stadt Aviles Aufschwung verleihen. Leider hat das Kulturzentrum das nicht erreicht. Die Altstadt, auf der anderen Flussseite, ist aber ein verstecktes Schmuckstück. Lange Strassenzüge, mosaikartig gepflastert mit Marmor in Rot, Beige und Schwarz, beidseitig flankiert mit Arkaden, wer will schon im Regen shoppen? Romanische Kirchen und wunderschön verzierte Steinhäuser mit Holzbalkonen und Erkern. Die Altstadt wird zum Flanieren und Essen gehen von den Spaniern der umliegenden Orte und Hochhaussiedlungen ausgiebig genutzt. In den vielen Tapasbars und Restaurant gibt es nach 21.30 Uhr kaum noch freie Plätze.
Dirk macht sich nach unserem Anlegen im kleinen Hafen, direkt mit dem Bus auf den Rückweg, um den Bulli in Gijon abzuholen, damit Chrissi und ich morgen die nächste Etappe im Auto fahren können.
Samstag, 21. September, Aviles – Ribadeo
Chrissi und ich gehen um 9 Uhr von Bord und winken den Seglern beim Ablegen zu. Es regnet und wir schlendern in die Altstadt in ein gemütliches Café. Café con leche, Zumo de naranja und Tostadas belegt mit Avocado, wir erzählen bis es nicht mehr regnet und machen einen erneuten Spaziergang durch die wunderschöne Altstadt und den großen Park, mit vielen großen Bäumen. Am Rathaus treffen sich viele herausgeputzte, hübsche, junge Spanierinnen in engen, bunten Kleidern. Die Männer in ihren rosa, pink und lila Jackets sind nicht minder farbenfroh. Alle versammeln sich hier für eine Hochzeit. Plötzlich donnert ein chices weißes Auto vor und läßt den Motor aufheulen. Eine rot gekleidete Frau mit einem Kind im weißen Kleid steigen aus. Offensichtlich die Brautmutter die hier vorgefahren wird. Erst als alle Gäste im Rathaus verschwunden sind, kommt die Braut in einem knallroten Auto vorgefahren.
Wir machen uns auf den Weg Richtung Ribadeo, an der Grenze zwischen Asturien und Galicien, um den berühmten Playa de las Catedrales zu besuchen. Zum Glück haben wir uns entschieden die 80km auf der Autobahn zu fahren, so erreichen wir den Strand und die Steilküste noch bei Ebbe gegen 16 Uhr. Am Eingang stehen Aufpasserinnen und lassen uns erst passieren, als wir uns mit einer App anmelden. Offensichtlich muss der Strom der Touristen damit reguliert werden. Fast ehrfürchtig spazieren wir über den Strand und um die hohen Felsen herum. Wir können noch in ausgewaschene Felshöhlen gehen und sehen noch die Felsbögen im Wasser stehen. Die Flut kommt und der Strand wird immer kleiner. Chrissi versucht noch durch ein Wasserbecken zu waten, um auf die andere Seite zu kommen und versinkt bis zum Oberschenkel im Meer. Wir haben Glück und die Sonne lässt sich für einen kurzen Moment blicken.
Wir fahren in den Hafen von Ribadeo, holen den Schlüssel für den Steg beim Hafenmeister und verpassen die Einfahrt der Männer unter der großen Autobahnbrücke hindurch, weil wir uns einen Sangria bianco als Apero in der Hafenbar bestellt haben. An Bord gibt es eine große Käseplatte und Reste der Roten-Linsen-Curry Suppe zum Abendessen an Deck. Die Duschen waren leider nur mäßig warm, ebenso die Duschräume. Dirk hatte das warme Wasser und auch den Wasserdruck auf der Männerseite des Waschhauses.
Sonntag, 22. September, Ribadeo – Cedeira
Chrissi und Dirk winken uns zum Abschied von der alten Brückenruine zu während wir den Hafen verlassen. Bei halben Wind segeln wir hoch bis zum Cap Moras, von dort müssen wir durch die wilde Klippenlandschaft motoren, da der Wind von vorne kommt. Um 16.15 Uhr erreichten wir den nördlichsten Punkt Spaniens, das Cap Estaca de Bares und das Cap Oretegal. Die Sonne geht gegen unter und wir tasten uns in der Dunkelheit in die geschützte Bucht von Cideira und lassen nach 13 Stunden Fahrt den Anker in der Nähe von der SY Escape und der SY Bruty fallen. Jörg hat für uns sein Boot hell beleuchtet, damit wir wissen wo wir ankern können. Unser zweiter Ankerplatz in diesem Sommer, nach der Nacht vor der Île d’Houat. Morgens reicht die Zeit für einen kleinen Sprung ins kalte Wasser und schon geht es weiter nach Sada.
Montag, 23.September, Cedeira – Sada
Unsere letzte Etappe bis Sada. Die SY Bruty und SY Escape verlassen morgens um 8.30 Uhr den Ankerplatz und wir nehmen alle Kurs auf den Hafen Sada, kurz vor La Coruña. Die Sonne scheint und für eine Stunde können wir auch die Segel setzen, besser gesagt Marcus setzt die Segel, ich stricke etwas und mache uns zum Mittagessen in meiner neuen kleinen Pfanne eine Tortilla.
Zwei rohe Kartoffeln schälen und würfeln, in reichlich Öl in der Pfanne brutzeln. Später noch eine halbe Zwiebel, auch gewürfelt, dazugeben. Vier Eier verquirlen, salzen und pfeffern und mit den Kartoffeln, Öl abgießen, in einer Schüssel vermengen. Zurück in die Pfanne und bei niedriger Flamme ein paar Minuten warten, ziemlich schnell mit Hilfe eines Tellers wenden. Auch jetzt nicht zu lange warten, denn eigentlich soll es noch etwas flüssig in der Mitte sein. Bei mir war es schon fest, aber sehr lecker. Durch den kleinen Pfannen Durchmesser wird die Tortilla schön dick.
Eine junge Möwe begleitet uns für ein Stück des Weges. Sie hat es sich auf der zusammengerollten Bimini gemütlich gemacht. Marcus telefoniert mit Beatrice vom Sadamar Hafenbüro, da sie am Morgen eine Mail geschickt hatte, um uns zu sagen, das es Probleme mit dem angebotenen Winterliegeplatz gibt. Es bleibt etwas unklar und wir legen erst einmal an. Alles klärt sich zum Glück schnell. Der Betonboden, auf dem die Schiffe im Winter stehen, muss noch fertig erneuert werden. Das passiert nächste Woche, deshalb müssen wir noch diese Woche das Boot aus dem Wasser kranen. Marcus zögert etwas, da es ihm zu schnell geht, doch da er an Bord wohnen kann, auch wenn das Boot an Land steht, stimmen wir dem Vorschlag zu. Der Preis pro Monat beträgt € 360.- inkl. IVA und das Auskranen mit Hochdruckreinigung des Unterwasserschiffs liegt bei knapp € 250.-
Wir treffen uns zum Sundowner bei Jörg auf der SY Escape und gehen dann zum Abendessen in das Restaurant Nordeste gegenüber des Sportboothafens. Es gibt leckeren Pulpo und Chiporones in der Pfanne gebraten mit Salzkartoffeln, vorher gemischter Salat und Pimentos de Patron.
Dienstag, 24. September, Sada
Marcus nimmt gerade mit Jörg die Fock am Boot ab. Wir haben für Sonntag meinen Rückflug gebucht. Zuerst war ich etwas irritiert, da Marcus noch nicht mit zurück fliegen möchte, doch er hatte es schon angedeutet, dass er erst in zwei Wochen nach Hause kommt. Bis das Boot an Land aufgebockt steht hat er keine Ruhe und er möchte mal ohne Stress das Boot einmotten und anschließend etwas Zeit für sich haben, bevor es in Düsseldorf wieder mit dem „Zuhause Rhythmus“ losgeht.
Ich freue mich jetzt auf Düsseldorf, auch wenn ich erst einmal nur mit Fenster putzen und Zimmerpflanzen ins Haus tragen beschäftigt sein werde. Dafür aber auch wieder Chor, Mädelssport und Gitarrenunterricht!
„Sich ein Zuhause zu schaffen, ist wie einen Liebesbrief an sich selbst zu schreiben, an sein vergangenes, gegenwärtiges und zukünftiges Ich.“ Christopfer Griffin, Plant Kween auf Insta aus dem Zeitmagazin
Sonntag, 29. September, Sibylle Heimflug nach Düsseldorf
Freitag, 4. Oktober, Marcus Heimflug nach Düsseldorf
Die letzte Woche an Bord der Flores: Nachdem Sibylle am Sonntag von A Coruña Airport über Madrid nach Düsseldorf geflogen ist, verbrachte ich noch den Nachmittag in A Coruña für einen ersten Spaziergang durch die schöne Stadt. Im Cityhafen traf ich noch ein letztes mal Jörg von der Escape und wir verputzen köstlichen Schinken im nahegelegen „El Rey de Jamon“. Über die Woche bereitete ich unser Boot auf die Winterpause vor: Reinigen des Rumpfs und der Schraube, Abbauen der aussen angebrachten Ausrüstungsteile wie Rettungskragen, Rettungsinsel usw., leeren und reinigen der Wassertanks, einpacken sämtlicher Kleidung und Bettwäsche in Vakuumbeutel um sie vor der Feuchtigkeit im Winter zu schützen und viele weitere technische Tätigkeiten. Das Mittagsmenu im Nordeste oder dem Mesón El Porto für um die 10 Euro strukturierte die Tage. Begleitet wurde ich zweimal von Anna-Mette und Jesper von der dänischen SY Enjoy, die ich schon in Boulogne-sur-Mer und Getxo gesehen hatte. Einen Absacker gab es abends mit Rodolfo, einem netten französischen Einhandsegler, der den Winter auf seiner Aluyacht SY Enetal verbringen will, in einer der zahlreichen Bars entlang der Hafenpromenade. Rodolfo versprach über den Winter nach dem Boot zu schauen und mir kurze Updates zu texten. Merci. Freitagmittag, nach gut fünf Monaten auf Törn, stieg ich ein letztes Mal die Leiter unserer SY Flores hinunter und mit dem Taxi ging es zum Flughafen.
¡Gracias y adios FLORES, hasta el nuevo año!
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