Samstag, 29. Juni, Segeltag von L’Aber Wrac’h nach Camaret sur Mer.

Wir lassen uns Zeit mit der Abfahrt, da die Strömung sonst nicht mit uns ist, sondern wir dagegen ansegeln müssten. Vorbei am höchsten Leuchtturm Europas (82,5m) und dem „Butterfass“ verlassen wir die Flussmündung des Aber und bekommen eine ziemliche Welle zu spüren. Es sind lange Wellen und nicht richtig unangenehm, aber eben Welle. Mit etwas Balance gelingt ein leckeres Mittagessen aus Nudeln und Tomatensoße, die es noch im Kühlschrank gibt. Kurz darauf ist für mich ein sehr langer Mittagsschlaf angesagt und ich verpasse die schöne Segeletappe durch den ‚Chenal du Four’, vorbei an der Île du Ouessant und um die Point de Mathieu. Herrlicher Sonnenschein und guter Wind aus NW bis zu 18 Knoten, Marcus hat Spaß.

Gegen 17.00 kommen wir in Camaret sur Mer an. Die SY Zoef liegt schon am Steg vis à vis und wir können uns zuwinken. Unsere Abendrunde, nach Crêpes mit Ei und Käse, stilecht bretonisch (Schinken war nicht im Kühlschrank) führt uns zu dem Alignements de Lagatjar. Eine megalithische Kultstätte die vor etwa 5000 Jahren errichtet wurde. 143 Menhire bilden in drei Reihen eine U-Form. Ein Menhire ist das gleiche wie Obelix Hinkelstein, den er immer mit sich herumschleppte. Und das Dorf von Asterix und Obelix lag hier auch irgendwo in der Bretagne, in Aremorica wie die alte Bezeichnung lautet.

Camaret sur Mer ist eine kleine, alte Hafenstadt, die bis in die 1960 Jahre vom Langoustenfang lebte. Im Hafenbecken liegen beeindruckende alte Holzkutter, die hier wohl verrotten werden. Der Ort wirkt nicht sehr wohlhabend, die Strassen etwas zugewachsen, viele Häuser mit geschlossenen Läden. Im Juli und August werden die Läden wahrscheinlich von Sommerurlaubern geöffnet und danach wieder verschlossen. Das Hafenbecken für die Freizeitboote liegt sehr schön unterhalb des alten Wehrturms von Vauban. (Sebastien Le Prestre de Vauban, Französischer Baumeister 1633-1707).

Den Hafentag am folgenden Tag, morgens grau und etwas uselig verbringen wir an Bord. Schauen kurz bei der großen Motorradwallfahrt mit vielen hundert Bikern vorbei vor der Kirche Rocamadour. Abends machen wir noch eine schöne Wanderung zum Sonnenuntergang am Kap. Etwas verstörend die vielen Bunkeranlagen der Nazis und den noch immer zu erkennenden Bombenkratern um die ehemaligen Geschützstellungen.

Montag, 1. Juli, heute ist wieder ein Segeltag. Wir haben uns entschlossen von Camaret sur Mer bis Loctudy zu fahren. 

Vor uns liegen 57 SM, das bedeutet eine Fahrt von ca. 10 Stunden. Das Wetter spielt mit und es wird ein herrlicher Segeltag. 8 Segeltage liegen jetzt hinter uns, aber diesmal stimmt für mich alles. Ich kann Stricken, Brottteig machen, Lesen und in der Sonne sitzen. Die Fahrt geht vorbei an schroffer Felsenküste und weißen, langen Sandstränden, wir passieren den spektakulären Leuchtturm vor dem Cap Raz du Seine, der auf einem Felsen liegt, der Phare de la Vieille. Ich bin nicht traurig, dass wir keine wild peitschenden Wassermassen vor dem Turm sehen, das ruhige Wasser macht das Segeln für mich viel angenehmer.

Wir bekommen einen schönen Platz im ruhigen Hafen. Diesmal sind die Fingerstege wieder durch tief verankerte dicken Pfählen gesichert, um bei steigendem und fallendem Wasser Halt zu bieten. Der Hafen in Camaret hatte das nicht. Es kam uns dort sehr wackelig vor. Offensichtlich hat die Gemeinde Camaret wegen des Turms Vauban Denkmalschutzauflagen bekommen und darf den Hafen nicht so ausbauen wie sie es gerne würden.

Dienstag früh geht es morgens direkt zum Markt. Wir brauchen nur den Sportboothafen zu verlassen, an dem Fischereihafen vorbei und  kommen direkt zum Markt. Loctudy hat sehr hübsche, alte Sommerhäuser aus den 20 und 30iger Jahren, der ganze Ort macht einen gepflegten Eindruck mit Blumenrabatten entlang der Strassen. Wir haben großen Spaß an unserem Markteinkäufen. In Frankreich haben die Erdbeersorten verschiedene Namen, wie bei uns die Äpfel. Heute kauften wir „Charlotte“, die andere, besonders leckere heißt „Mara des Bois“ In der großen Poissonnerie kaufen wir kleine Langostini und Fischfilet von Rotbarbe. Die Langostini müssen noch kurz im heißen Wasser abgekocht werden, die Fischfilets werde ich jetzt mal schnell in brauner Butter und Zitrone braten.

Mittwoch setzen wir mit der Personenfähre über nach Île Tudy und machen im Regen eine schöne Wanderung mit Maike und Felix. Wir brechen die Route etwas vorzeitig ab, wir sind alle nass.

 

Donnerstag, 4. Juli, Loctudy nach Concarneau

Ein ganz kurzer Segeltag und wir hängen uns an die Route von Felix und Maike. Die beiden werden am Samstag in Lorient ihre Tochter Lotta an Bord nehmen.

Wir wollen nur bis Concarneau, der Hafen liegt direkt vor einer weiteren, großen Festung des Baumeisters Vauban, aus dem 14. Jahrhundert.

Die komplett ummauerte ‚ville close’ (geschlossene Stadt) innerhalb des Hafenbeckens ähnelt einer schwimmenden Festung, die gerade im Hochsommer komplett überfüllt und touristisch ist. Restaurants und kleine Läden reihen sich auf der Hauptgasse aneinander. Der Rundweg auf den Mauern oben ist aber grandios schön und sehr beeindruckend, diese Mauern boten im Mittelalter sicherlich guten Schutz. Die Sonne scheint herrlich warm, kaum Wind und so nutzen wir nach einem Mittagessen im Restaurant (Plat de jour, kein Hit) und den Stadtrundgang unser Boot als Sonnenterrasse.

Ich lese gerade meinen ersten Roman von Jean-Luc Bannalec, es ist der 10. Fall und spielt auf der Belle-Île. Die Bretagne Romane haben die Südbretagne in Deutschland sehr populär gemacht. Viele Deutsche pilgern in das Stammlokal von Kommissar Dupin, in das L’ Amiral, welches direkt an der Zugbrücke zur Ville-close liegt. Mehr als vier Millionen Exemplare der Krimis aus der Bretagne wurden bisher verkauft und Bannalec macht mit seinen detaillierten Landschaftsbeschreibungen und den Einblicken in bretonische Sitten und Denkweisen Lust auf diese Region. “ Das Meer in der Bucht schimmerte nicht, es leuchtete. So sehr, das es beinahe übertrieben wirkte. Je nach Untergrund und Tiefe in verschiedenen Farben. Cyantöne, Türkistöne, Aquamarin, Jade, Lagunengrün, helles Seegrün, selbstverständlich auch in diversen Blautönen: Hellblau, Stahlblau, Puderblau, ein helles Kornblumenblau. Über dem offenen Meer: Royalblau, Navyblau….“ ich würde die Farbpalette von Bannalec gerne noch um die Grautöne ergänzen, die uns auch die ganze Zeit auf unserer Reise durch den Ärmelkanal und den Atlantik begleitet haben. Von Dunkelgrau, Granitgrau, Blaugrau, Mausgrau bis zu hellen Grautönen wie Aschgrau und Silbergrau.

Zum frühen Abend machen wir noch einen Spaziergang entlang der Promenade, ich möchte so gerne Baden gehen. Der „Plage des Sables Blancs“ liegt westlich vom Hafen, das Wasser zieht sich langsam zurück und ich könnte auch Miesmuscheln sammeln, die Felsen hängen voll davon, aber das werden wir verschieben. Ich traue mich für einen kurzen Dipp ins Wasser, es ist immer noch ziemlich frisch mit 17 ° und frischem Wind.

Wir machen einen Käseteller fertig, mit Dinkel-Kürbisbrot und Kirschen und wandern auf Socken über den Steg zu Maike und Felix. Wir sitzen kuschelig auf der SY Zoef und teilen uns eine große Käseplatte, da Maike ihren Käse auch noch aus der Kombüse bringt.

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