Samstagmorgen, 22. Juni, gegen 8.00 Uhr verliesen wir St.Peter Port, Richtung Paimpol. Nach kurzer Zeit konnten wir Segel setzen. Mit dem Groß im 1. Reff ging es wieder Richtung Frankreich und Festland. Ziemlich bald lagen wir ordentlich schräg und es klatschte gegen den Bug. Kein Lesen oder Stricken möglich. Mir war direkt leicht übel. Wir waren nicht so gut auf die Welle vorbereitet und ich hatte nichts vorgekocht. Es gab nur Tütensuppe und Pumpernickel. Der Bananenquark lag mir die ganze Zeit quer im Magen. Die meiste Zeit verbrachte ich dösend, ausgestreckt an Deck. Meine Übelkeit war Marcus gar nicht aufgefallen und für unsere Segelfreunde von der SY Zoef war es auch ein perfekter Segeltag gewesen. Sie sind im Hafen unsere Nachbarn und stehen am Steg, um unsere Leinen anzunehmen. Wir hatten uns ein Steak-Frites zum Abendessen verdient. Ich hatte echt Null Bock zu kochen. Ein sehr hübscher Ort mit vielen alten Häusern und einigen Geschäften mit Klamotten und Souvenirs, sowie eine Reihe von Restaurants im Hafen. Viele der Restaurants servieren Crêpes, oder die herzhafte Variante Galettes, zubereitet aus dunklem Buchweizenmehl. (blé noir oder sarazzin). Das andere Standardgericht ‚Moules et Frites‘ hatten wir am nächsten Tag zum Mittagessen und zum Nachtisch süße Crêpe mit Eis und Creme. Eigentlich wollten wir zum Supermarkt, doch da es schon 13.30 Uhr war (unser Kantinenmagen meldet sich immer pünktlich) sind wir im Restaurant gestrandet. Moules standen auf meiner „Must-Eat“ Liste. Abgehakt!

Das EM Fussballspiel am Dienstag: Deutschland gegen Schweiz, schauten wir abends an Bord auf dem iPad, da wir keine Bar im Ort fanden, wo das Spiel gezeigt wurde.

Den Absacker gab es mit Maike und Felix von der SY Zoef und Alina und Gabriel von der SY Eumel auf der Yacht von Magdalena und Daniel, SY Adagio aus der Nähe von Göteborg. Die beiden leben schon seit einigen Jahren auf ihrem Boot und sind dieses Jahr zur Langfahrt aufgebrochen. Marcus hatte sie erstmalig auf Helgoland gesehen und dann in Dieppe etwas mit ihnen erzählt.

Montag, 24. Juni, Ausflug auf die Île de Bréhat.

Mit den Rädern radelten wir die 6 km von Paimpol bis zum Fähranleger in Arcouest. Dort nahmen wir unsere Räder mit an Bord der kleinen Fähre und liessen uns das kurze Stück zur Insel übersetzen. Das Wetter war einfach nicht stabil genug, um in einer Bucht vor Anker zu gehen. Einige Boote lagen zwar dort, doch wenn man sich nicht gut auskennt, oder nicht trocken fallen kann, dann lässt man das lieber bleiben.

Eigentlich hätten wir die Räder auf der kleinen Inselgruppe nicht gebraucht. Wir störten nur die vielen Wanderer, die zu Fuß unterwegs waren. Herrlicher Sonnenschein mit leichter Brise, perfektes Ausflugswetter. Anhand der langen Wartegitter vor der Fähre kann man sich vorstellen wie groß der Andrang an Besucher am Wochenende oder in der Hauptferienzeit ist. Zuerst kommt man über die mildere, sanftere Südinsel, mit vielfältiger Vegetation aus wilden Pelargonien (Geranien), Agapanthus, Palmen und Feigenbäumen, dann überquert man eine kleine Brücke und kommt auf die Nordinsel. Die Landschaft ist hier etwas karger und mit der getönten Sonnenbrille leuchten die Felsen in orange, vor knallblauem Himmel. Der Leuchtturm, Phare du Paon, liegt ganz im Norden mitten in den roten Felsen und hat eine eigentümlich eckige Bauweise auf seiner Rückseite. Man kraxelt über einen zerstörten Weg und lose Felsbrocken, um ihn zu erklimmen. 

Den besten Ausblick über die gesamte Insel und die vorgelagerten Felsen hat man von der Chapelle Saint Michel.

Zum Fähranleger zurück, mussten wir eine weite Strecke über eine Betonmauer zurücklegen, die bei Niedrigwasser zu einer Stelle führt wo die Fähre gerade noch anlegen kann. Eine völlig veränderte Landschaft. Wir nahmen schon um 14.00 Uhr die Fähre zurück und verbrachten den Nachmittag mit Wäschewaschen und Bootputzen.

Unsere Bootsnachbarn von der SY Zoef, waren mit dem Bus zum Fährhafen gefahren und hatten die Insel erwandert.

Dienstag, 25.Juni, Segeltag von Paimpol nach Roscoff.

Kurz vor Hochwasser, um 9.00 morgens verliessen alle drei Boote Paimpol durch die Schleuse: SY Adagio, SY Zoef und SY Flores.

 

Die „Schweden“ nahmen die Abkürzung durch die Felsen und kamen dadurch nicht in den richtigen Winkel für die Segelstellung. Wir motorten mit der SY Zoef den längeren Weg und bekamen dafür halben Wind zum Segeln. 54,3 SM bei schönstem Sonnenwetter, keine Welle und über mehrere Stunden eine gute Briese. Ich backte ein Sauerteig-Früchtebrot, las und räumte im Boot auf. Ein langer Segeltag, aber schön.

Abends Anlegerbier bei uns an Bord.

Maike wurde ganz wehmütig, da sie sich von Magdalena und Daniel trennen musste. Das lange Unterwegs sein mit dem Boot bedeutet sehr viel gemeinsame Zeit mit dem Partner, aber eine lange Zeit der Trennung von Familie und Freunden Zuhause. Das ist sicherlich der Grund warum man sich freut nette Gleichgesinnte in den Häfen zu treffen. Die Route von Nord nach Süd führt dazu, dass man sich immer wieder trifft, so entsteht eine kleine Segelgemeinschaft. Mit Maike und Felix segelten wir schon seit Guernsey gemeinsam, Marcus hat sie erstmals in Dieppe getroffen. Es macht Spaß sich bei gemeinsamen Wanderungen besser kennenzulernen und die Anlegerbiere zu teilen.

Über verschiedene Apps, wie ‚Marinetraffic‘ und die Blogs, zoef-unterwegs.de, adagio-sailing.com verfolgen wir natürlich auch wo sich die Segelfreunde aufhalten.

Mittwoch, 26. Juni, Segeltag von Roscoff nach l’Aber Wrac’h.

Morgennebel über dem Hafen, bei Sonnenaufgang. Nebel zaubert immer eine ganz verwunschene Stimmung, besonders am Meer. Wir kletterten zuerst auf den Aussichtsfelsen gegenüber vom Yachthafen. Der Blick nach rechts schweifte über einen hohen Felsen, wild bewachsen mit pink und rosafarbenen Mittagsblumen und einer mit Buchten und Felsen gesprenkelten Küste. Direkt vor uns ein riesiger, neu angelegter Bootsparkplatz. Tja, irgendwo müssen die ganzen Boote ja haltmachen können. In den Buchten ankern ist mit der Tide ja schlecht möglich.

Ein perfekter Markt erwartete uns in Roscoff. Die Händler bauten gerade auf und uns blieb Zeit für eine Fotosession vom alten Hafen und dem Strassengrün im Morgennebel. Im Café, morgens um 8.00 Uhr eine große Truppe Leute, die ein Bier nach dem anderen tranken und E-Zigaretten rauchten. Wir wunderten uns, aber haben nicht nachgefragt was zu diesem sehr morgendlichen Frühschoppen Anlass gab.

Nach dem Frühstück kauften wir lauter Köstlichkeiten auf dem Markt .

Die Gegend rund um Brest ist sehr fruchtbar, die Winter sehr mild und Gemüse wie Bohnen, Kartoffeln, Erdbeeren etc. gedeihen hier perfekt. Berühmt ist Roscoff für seine rosa Zwiebeln, die früher von Händlern, den ‚Johnnies‘  an der englische Südküste verkauft wurden. Dazu verschifften sie sich mit ihren Fahrrädern und boten Roscoffer Zwiebeln im Tür-zu-Tür Geschäft an.

Wir bleiben nicht in Roscoff, da wenig Wind aber stärkerer Seegang vorhergesagt wurde. Wir trennten uns von Magdalena und Daniel auf der SY Adagio (Schweden), sie brechen schon morgens früh um 4.00 Uhr auf, um nach Brest zu segeln. Magdalena hatte einen Arzttermin. Mit Maike und Felix segelten wir gegen Mittag mit der Strömung weiter nach L’Aber Wrac’h.

Plötzlich gab es am Nachmittag wieder heftigen Nebel. Wir waren noch vor der Einfahrt in die Flussmündung des ‚Aber‘ und Marcus fühlte sich mit seinem Radar recht sicher, auch wenn das Lesen und Erkennen des Radarbildes auf einem Monitor schwer ist. 

 

Seenebel bildet sich, wenn warme, feuchte Luft von Land über das kalte Meer zieht, dann verwandelt sich die Feuchtigkeit in Nebel. Es entsteht eine traumhafte Landschaft, in der der Horizont verschwindet und die Sonnenstrahlen alles in sanftes Licht tauchen. Dieses Phänomen hatten wir schon morgens im Hafen von Roscoff, die Stadt und Hafen aussehen ließen wie auf einem alten, holländischen Gemälde.

Ich bekam schon etwas weiche Knie, zusammen mit beginnender Migräne nicht so toll. Maike und Felix hatten den Nebel bei der Anfahrt in den Hafen, das war sehr unheimlich, da kein Land in Sicht war, obwohl es gerade mal 100 Meter entfernt war. Felix brauchte ein paar Dosen Bier, um sich von dem Stress zu erholen.

Aus unserem neuen Airfryer, gab es Abends Lotte, auf kleinen Roscoff-Schalotten mit Reis.

Marcus wanderte mit Gabor Steingart auf den Ohrstöpsel bis zum 2 km entfernten Bäcker und versorgt uns mit Croissant und Baguette zum Frühstück. Kleine Putzaktion, Brotteig angesetzt und schon knatterte Felix mit dem Dingi zu uns rüber, um uns abzuholen. Sie lagen mit ihrer Zoef weiter hinten im Hafen bei den Fischerbooten. Zuerst brachte er Maike und mich auf die andere Seite des Flusses ‚Aber‘ und hatte dann Marcus eingesammelt. Ein Fischer brachte gerade seinen Fang an Land, hätte ich mal schneller reagiert und einen Fisch gekauft und Felix wieder mitgegeben, um ihn bei uns in den Kühlschrank zu legen….

Wir sind gemeinsam eine 10 km Runde gewandert von Port de Peros bis zum Cap mit Blick auf den 82,50 Meter hohen Leuchtturm Phare de Île Vierge, den höchsten Leuchtturm Europas. Bis zum Jahre 1902 sicherte der 43 Meter hohe kleine Bruder Leuchtturm die Schifffahrt.

Wunderschöne abwechslungsreiche Wanderung am Strand entlang, durch mannshohes Farnkraut und eine üppig und wild blühende Wiese. Zum Abschluss gab es bretonische Cola, Cola Breizh, in einem netten Buvette gegenüber von unserem Hafen.

Abendessen: Zucchini mit paniertem Fischfilet, Kartoffeln und selbstgebackenes Roggenmischbrot mit Kürbiskernen.90

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