St.Peter-Port, Guernsey

20. Juni, Donnerstag

Nach einem ausführlichen Frühstück in herrlichem Sonnenschein an Deck, haben wir die Flores vom Salzwasser befreit und die Räder fahrbereit gemacht.

Wir wollen den Süd Westen und das Inselinnere mit den Rädern erkunden, haben aber nicht mit so starkem Verkehrsaufkommen gerechnet. Jeder Einwohner scheint mindestens zwei Autos, zu haben. Guernsey ist sehr Englisch und nicht nur die Waschbecken in den Waschräumen sind klein, auch die Strassen sind klein und eng. Mit 820 Einwohnern pro Quadratkilometern gehört es zu den am dichtesten besiedelten Ländern der Erde und deshalb ist die Verkehrsdichte auch so unglaublich groß. Radfahren macht hier nicht viel Spaß.

Von St. Peter Port radeln wir in Richtung Westen und entdecken zuerst super Schwimmponds. Drei Stück nebeneinander ins Meer gebaut, die jedesmal mit dem Hochwasser geflutet werden. Anschließend kommt ein ziemlich kurvenreicher, steiler Anstieg, den wir die Fahrräder hochschieben mussten.

Der erste Stop war Sausmarez Manor. Ein altes Viktorianisches Haus mit Glasanbau, Garten, Tearoom, Golfplatz? (Minigolf?) Oder war es eine Komune? Undefinierbar dieser Kauderwelsch. Der Hausherr machte eine Führung im Haus, die man hätte buchen können. Der Tearoom im Gewächshaus mit Weinranke war nicht sehr einladend. Im Garten standen 4-6 unterschiedliche Sitzgruppen, um dort Tee zu trinken. Hinten im Keller war ein Kupferschmied mit seinen Arbeiten, eine Kunstgalerie mit Deko und Bildern in einem anderen kleinen Häuschen. Der Garten wurde als exotisch, mit vielen unterschiedlichen Bambussen angepriesen, wir haben nur einen Blick hineingeworfen und waren nicht daran interessiert dafür 7 Pfund Eintritt zu bezahlen. Ich habe schon zuviele Gärten besucht und bin diesbezüglich wohl sehr verwöhnt.

Der schönste Teil des Manor, ein Glasanbau oder Wintergarten an dem alten Haus, mit vorgelagerter  Mosaikterrasse und kleinem Wasserbecken war leider ungepflegt und wurde als Gartenarbeitsplatz und Sammelstelle für alte Plastikpflanztöpfe genutzt.

Weiter geht’s zur „Little Chapel“, die wirklich sehr klein ist. Eine Minikapelle von einem Mönch gebaut und komplett verziert mit einem Mosaik aus Porzellanscherben, wie eine Puppenstubenkapelle, ganz zauberhaft.

Schon lange hatte ich mir die Gärten der Kanalinsel markiert, die als sehenswert im Internet zu finden waren. Dazu gehörte auch der Walled Garden von Saumarez Park.

Hier die nächste Enttäuschung. Das alte Haus ist ein Seniorenheim und der Tearoom war so skurril, warm, muffig, dunkel, mit Fähnchen, Kuscheltieren und Fussballscreening. Zum Essen gab es abgepackte Sandwiches, Erdbeeren unter Folie, cremiger Kuchen portioniert abgepackt,… da konnte man nur die Flucht ergreifen.

Den großen, anschließenden Park hatten wir keine Lust mehr zu besichtigen. Der zugehörige Küchengarten, ein großer Walled Garden wurde von freiwilligen Helfern gepflegt und war sehr bescheiden. Die Sweet Peas in voller Blüte und Pracht mit den Calendula. Aber leider keine wirkliche Struktur, nicht sehr gepflegt und auch wieder vermüllte Gewächshäuser. Wie schade. Es scheint einfach an Geld zu mangeln, um das ganze aus seinem Dornröschenschlaf zu erwecken.

Wir waren froh mit den Rädern wieder heil im Hafen angekommen zu sein.

Wir radelten nach einem leckeren Salat mit Tofu und Hähnchen zum Schwimmen ans Meer zu den Ponds. Sehr cool, zwei junge Mädchen im Wasser bezeichneten es als „pretty warm“, hat aber richtig Spaß gemacht und super erfrischt.

Es fängt an zu nieseln und wir suchen noch einen Pub um ein Guinness zu trinken. Zufälligerweise ist im Albion Pub direkt am Hafen Livemusik. Donnerstags probt dort immer eine Band mit Bass, Akkordeon, Flöte, Geigen und traditionellen Liedern. Wir bleiben bis zum Ende der Probe und schaffen sogar jeder zwei Bier.

Die Gärten auf Guernsey waren für mich leider eine Enttäuschung, aber ich konnte ich nicht genug von den bepflanzten Blumenkübeln, Hängeampeln und Blumenkästen in St. Peter Port bekommen. Zwei Mal bin ich losgezogen um neue Motive zu entdecken.

21.Juni, Freitag

Der Küstenwanderweg beginnt direkt in St. Peter-Port und wir marschieren vom Hafen aus los. Zuerst kommen wir oberhalb der Schwimmponds vorbei und dann geht es über sechs km nur bergauf und bergab, wie sechs km im Treppenhaus sagt Marcus.

Traumhafte Buchten und Klippen und zwischendrin gibt es die Möglichkeit einzukehren und Snacks zu bekommen. Ein Milkshake mit Guernseymilch, 4,8 % Fett, mit zwei kleinen Bananen müssen wir natürlich probieren. 

Nach einem ordentlichen Picknick, mit dem selbst gebacken Brot, dick belegt mit französischem Käse spazieren wir weiter auf dem Küstenpfad, der nun endlich nicht mehr die ganze Zeit rauf und runter geht. Atemberaubend schön, mit Blick auf türkisfarbenes Wasser.

Der Rückweg geht dann ganz schnell mit dem Bus. Wir warteten in der Einfahrt eines Reitstalls, das Zeichen „BUS „auf dem Boden geschrieben zeigt an das hier der Bus hält. Wir haben ständig Angst vor den super nah vorbei rasenden Autos, die gerade alle Elterntaxi machten, um ihre Sprösslinge von der Schule abzuholen. Einige Kinder fuhren zwar mit ihren Rädern, aber bei diesen engen Strassen und der gigantischen Verkehrsdichte, das reinste Abenteuer. 

Crazy world. Eine so kleine Insel, die könnte man doch komplett mit Minielektroautos und E-Bikes ausstatten und befahren.

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