Tausende von Inseln und Buchten liegen vor Stockholm und Gerti und Harm 
(Törnführer Schweden von Gerti und Harm Claußen, Delius Klasing Verlag) scheinen alle besucht zu haben. Wo sollen wir anfangen?
 
Auf Gällnö waren wir bereits mit Nicola, jetzt steuern wir die Bucht zwischen Säck und Krokholm an. 
Eine super enge Durchfahrt führt uns in eine seeartige Bucht. Auch hier stehen rundum viele Kiefern und die steilen Felsen reichen bis an das Wasser. Wir werfen den Anker und schwojen. Das Schiff dreht sich je nach Windrichtung mit der Nase in den Wind, sodass wir geschützt im Windschatten hinter der Sprayhood sitzen können. Ohne diesen Windschutz wäre es mir in dem kalten Wind unangenehm.
Wir grillen ein super zartes Lammcarree auf den Felsen über der Bucht.
 
Wir bleiben noch einen zweiten Tag entspannt in dieser geschützten Bucht, wettern den stärkeren Wind ab, bauen unsere Rechner auf und arbeiten am Blog und erledigen Bürokram. Ich bin im Backfieber und da gab es mittags Blini (kleine Pfannkuchen aus Hefeteig) zum Lachs als Frokost. 

Die Fahrwasser in den Schärengewässern sind gut betont und man ist vor Untiefen sicher, aber sobald man diese verlässt erfordert das Navigieren höchste Aufmerksamkeit und ein ununterbrochenes Abgleichen der Realität hinter dem Steuer mit den digitalen Seekarten auf dem Plotter (Navigationsgerät auf dem Boot) und dem redundanten Navionics auf dem iPad. Fehler werden bestraft. Dazu gibt es bald einen extra Beitrag.


Die nächste Insel die wir ansteuern ist relativ große Insel Möja.
Etwas mehr Zivilisation. Es gibt in Långvik im Naturhafen einen neuen Schwimmsteg, an dem wir vor Kopf, längsseits festmachen. Normalerweise geht das nicht, da wir dann zuviel Platz wegnehmen, doch wir sind an diesem Tag in der Vorsaison das einzige Boot. Wasser und Strom gibt es aber jetzt auch noch nicht.  Die kleinen Fähren haben ihren eigenen Pier zum anlegen, vor dem alten Hafenbecken. 
 
Wir kaufen noch frische Eier beim Hafenmeister und kehren ein in dem Fischrestaurant des letzten Fischers von Möja.
„Wikströms fisk“ Restaurant liegt nur zwei Kilometer vom Hafen entfernt und wir holen für den Weg dorthin die Falträder raus.
Panierter Matjes mit Kartoffelstampf und gemischter Salat. Dazu ein Lättöl,  Pripps Blå, Bier mit 2,5 Promille. Das geht sogar mittags.
Anschließend fahren wir mit den Rädern weiter, einmal über die ganze Insel. Eine geteerte Strasse gibt es nicht, die Oberfläche ist aus Ton und Split, die Einheimischen fahren mit Fahrrädern, motorisierten Dreirädern oder vereinzelt mit winzigen Autos. Es gibt einen Supermarkt und wir kaufen Milch und eine Gurke.
Die Schapps (Stauschränke) auf unserem Boot sind noch so gut gefüllt, wir brauchen kaum etwas einkaufen.

Jetzt sind wir schon den dritten Tag auf der Aussenschärengruppe Lilla Nassa vor der Insel Sprickopp.

Unsere absolute Lieblingsinsel! Heute morgen war schon alles klar um den Anker zu lichten, da kommt Marcus unter der Aussendusche auf die Idee, noch einen Tag zu verlängern. –
Hier gibt es keinen Wald, nur kargen Fels mit Heidekraut, flacher Wacholder kriecht aus den Mulden, kleiner wilder Schnittlauch blüht zwischen Flechten und niedrigen Gräsern.
„Seit dem Mittelalter bis in die Fünfzigerjahre des letzten Jahrhunderts wurde von der kleinen Insel aus Heringsfang betrieben. Davon zeugen noch die kleinen roten Fischerhütten die sich im Scheitel der Bucht auf Sprickkopp ducken“ Gerti und Harm Claussen.
 
Heute sind einige der falunrot gestrichenen Häuschen Wochenendhäuser mit Tisch, Stockbett, Petroleumlampe und kleinem Ofen. Sehr, sehr einfach. Zuerst etwas ungewohnt über die Felsen und Steine zu wandern, kraxle ich jetzt schon barfuss über die Steine zum Toilettenhaus mit Trocken-WC.
Auch das ist einfach. Plumpsklo. Aber alle benutzen es und es liegt nirgendwo auf den Schären Toilettenmüll, oder zerknüllte Taschentücher zwischen den Felsen oder hinter dem Gebüsch. Es liegt auch nirgendwo Müll herum. Keine Zigarettenkippen, Flaschenverschlüsse, Bierdosen. Es ist unglaublich sauber.
 
 
Die meisten schwedischen Yachten haben einen Heckanker, den werfen sie bevor sie sich einem geeigneten Felsen nähern. Eine Faustregel besagt, dass der Winkel des Felsens unter Wasser in etwa dem entspricht wie er auch oberhalb der Wasseroberfläche erscheint. Eine Crew klettert über den Bugbeschlag und befestigt das Boot mit zwei Leinen an einem stabilen Baumstamm oder an geeigneten Felsen (manchmal gibt es auch schon vorbereitete Ringeisen. Das Ein.- und Aussteigen erfolgt dann im Idealfall direkt auf den Fels.
Wir haben nur einen großen, schweren Rocna-Anker vorne, keinen wie in Schweden so üblichen Heckanker, und auch aufgrund der Bauweise und der Größe unseres Boots können wir mit dem Bug nicht so nahe an den Fels heranfahren. Deshalb ankern wir meist frei. Damit das Boot sich im Wind nicht zu stark bewegt (schwojt) haben wir es mit einer Landleine an einem Felsring befestigt.
Jeden Tag wird die Sonne wärmer und der Wind weniger kalt. Wir sind hier in einem kleinen Paradies und teilen es uns mit den Schwänen, Enten, Seeschwalben, Möwen und mit ein paar Robben, die wir nicht sehen können, aber wir hören ihr Heulen morgens und abends.

Der Sonnenuntergang zwischen den vielen kleinen vorgelagerten Inseln ist ein grandioses Schauspiel. Spiegelglatte See und die Sonne versinkt unendlich langsam im Meer. 

Vor der dritten Nacht nahm der Wind zu und unser Anker rutschte. Kleiner Schreck. Wir holten den Anker auf und verholten uns in die leere Bucht vor den ehemaligen Fischerhäuschen. Dort schliefen wir ruhig zwischen Bug und Heckleine. In dieser Nacht waren wir die Einzigen auf Lilla Nassa. Am vierten Tag verliessen wir unser Paradies, diese magische Inselgruppe – nach dem Morgenyoga ging es dann weiter Richtung Nord.

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